versaillesIn der heutigen Zeit haben Großbauprojekte einen eher schlechten Ruf – zumindest in Berlin oder Hamburg. Wenn man sich im antiken Ägypten oder Rom umschaut, bekommt man den Eindruck, es habe früher alles etwas besser funktioniert. Aber auch in moderneren Zeit wurden großartige Bauwerke erschaffen.

Versailles, das Schloss des Sonnenkönigs Ludwig des 14., ist nur ein Beispiel dafür. Zugegeben, das hat wohl auch mehr gekostet als erwartet, aber wer legt sich in Geldangelegenheiten schon mit einem König an? Wie wäre es, wenn wir das machen und dabei das Traumschloss auch noch in unter zwei Stunden errichten? Gibt’s nicht? Gibt’s! Andrei Novac gibt uns in seinem Spiel Versailles – die Baumeister des Sonnenkönigs die Möglichkeit, uns als Baumeister des Sonnenkönigs zu versuchen. Wir sollen gemeinsam das Schloss errichten, aber wie es immer so ist, kann nur ein Spieler den gesamten Ruhm einheimsen. Ob dieser Handwerkerwettstreit Spaß macht, schauen wir uns jetzt an.

Was steckt drin?
Der Mittelpunkt des Spieles ist der große Spielplan. Dieser zeigt den zentralen Bauplatz, der von verschiedenen Orten und Gebäuden eingerahmt wird. Auf dem Bauplatz soll das neue Schloss entstehen. Dieses wird aus Plättchen in typischer Carcassonne-Größe zusammengebaut. Die Plättchen zeigen Teile des Gartens und des Innenraum des neuen Schlosses. Zum Bau dieser Teile gibt es im Spiel noch drei Rohstoffe (Holz, Marmor, Gold) in altbekannter Würfelform und Dekorationssteile als kleine Plättchen.

Als Spielerfiguren finden sich die typischen Meeples und selbst der König liegt in der Schachtel, auch wenn er lediglich durch eine lilafarbene Figur verkörpert wird. Durch seine schönen und passenden Illustrationen und die tolle Qualität lädt Versailles ungemein zum Spielen ein. Aber ehe wir damit Starten können, müssen wir uns erst einmal die Regeln anschauen.

Wie funktioniert’s?
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Im Kern erinnert Versailles sehr an ein Rondellspiel. Wie bereits beschrieben zeigt der Spielplan verschiedene Orte, die den zentralen Bauplatz umgeben. Diese Orte sind mit Wegen verbunden, die nur in einer Richtung benutzt werden können. Ob so viele Einbahnstraßen an einer Baustelle thematisch funktionieren ist fraglich, aber spielerisch sind sie das Salz in der Suppe.

Denn auf diesen Wegen bewegen die Spieler ihre Handlanger, die vor Spielbeginn über den Spielplan verteilt wurden. Dabei ist immer nur ein Schritt in einen benachbarten Ort erlaubt. Der Zielort wird aktiviert und liefert Ressourcen. Dabei gibt es grundsätzlich mehr Ertrag/Aktionsmöglichkeiten, wenn mehr Handlanger vor Ort sind. Als wären damit die Aktionsmöglichkeiten nicht schon genug beschränkt, darf ein Ort auch nicht zweimal in Folge aktiviert werden.

Versailles3Im Spielverlauf versuchen die Spieler, sich Teile aus der Auslage bei der Gilde der Baumeister zu sichern und dann zu bauen. Dazu müssen sie die geforderten Rohstoffe in Steinbruch, Mine und Sägewerk sammeln und eventuell noch Dekorationsteile wie einen Thron oder Brunnen bei der Gilde der Kunsthandwerker fertigen. Anschließend können die Teile am Zentralen Bauplatz anhand von einfachen Legeregeln platziert werden und liefern damit Siegpunkte.

Versailles4Neben dieser Baukomponente gibt es noch einige weitere Möglichkeiten. Möchte man mehr Arbeiter, kann man diese am Lieblingsplatz des Königs engagieren, allerdings rückt dadurch der König ein Stück näher an die Baustelle und somit das Spielende näher.

Die zweite Möglichkeit am Lieblingsplatz des Königs haben wir bisher ausgelassen – die Aktivierung der Doppelzugplättchen. Jeder Spieler hat zwei davon und kann diese einmalig nutzen, um einen Handlanger zwei Felder oder zwei Handlanger ein Feld weit zu ziehen. Dadurch kann man sein Spiel enorm beschleunigen, muss die Plättchen aber immer wieder aktivieren.

Sehr spannend ist auch die Gilde der Alchemisten. Wer freie Spitzen hat, kann hier Aktionen ausgeben, um sich zu verbessern. Die erste Möglichkeit ist es,  die Rohstoffgebäude aufzuwerten, damit sie mehr Ertrag liefern. Es ist aber auch möglich, einzelne Gebäude freizuschalten, die mir zusätzliche Aktionen gewähren. Das bedeutet, wenn ein Mitspieler einen freigeschalteten Ort aktiviert und ich habe Handlanger vor Ort, kann ich den Ort auch nutzen. Das kann sehr nützlich sein, fordert aber einiges an Vorbereitung.

So laufen die Spieler ihre Runden um den Bauplatz und errichten Gebäude, bis nur noch sieben Bauteile im Stapel liegen, der König den Bauplatz erreicht oder das Schloss fertig ist. Jetzt gibt es noch einmal Punkte für alles was die Spieler gesammelt, aber nicht verbaut haben. Wer danach die meisten Punkte hat, gewinnt das Spiel.

Macht es Spaß?
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Man ist enorm schnell im Spiel. Alle Aktionsmöglichkeiten sind schnell verstanden und das Ziel ist klar. Ich muss an Teile rankommen! Wie aber bekomme ich möglichst schnell viele Teile, habe dann im richtigen Moment alle Baustoffe und Dekorationen zur Hand und dann auch noch genügend Leute auf dem Bauplatz um alles auf einmal zu bauen? Es wird schnell klar, das klappt nicht so einfach. Bei jeder Aktion muss ich optimieren, um am Ende eben nicht eine Aktion zu langsam zu sein.

Trotz der einfachen Möglichkeiten gibt es dennoch verschiedene Strategien im Spiel. Über die Gilde der Alchemisten und die freien Aktionen kann ich mich sehr schön verteilt aufstellen, um oft viele kleine Aktionen auszuführen. Es ist aber auch möglich, einen großen Klumpen von Handlangern um den Plan zu führen, und jede Örtlichkeit maximal auszunutzen. Jede Strategie hat ihre Vor- und Nachteile und kann am Ende siegreich sein. Es kommt eben auch auf das Quentchen Glück an, dass ich die richtigen Plättchen zur richtigen Zeit bekomme.

Fazit
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Andrei Novac hat mit Versailles bewiesen, dass nicht nur Mac Gerdts gute Rondellspiele machen kann. Versailles ist ein einfaches Strategiespiel geworden, dass durch seine niedrige Einstiegshürde und den dennoch beachtlichen Tiefgang überzeugen kann. Damit eignet sich das Spiel vor allem für Familien und Gelegenheitsspieler.

Erfahrenere Spieler können zwar auch ihre Freude an dem Spiel haben, es wird sie aber nicht abendelang fesseln. Zu Beginn oder Ende eines Spieleabends ist Versailles aber auf jeden Fall eine gute Wahl. Wir hatten viel Spaß mit dem Spiel und sind froh, dass der Heidelberger Spieleverlag uns das Spiel des rumänischen Verlages NSKN in deutsch zugänglich gemacht hat.


Verlag: NSKN Games, Heidelberger Spieleverlag
Autor: Andrei Novac
Spieler: 2-5
Alter: ab 12 Jahre
Dauer: ca. 45 – 75 Minuten

 

 

 

 

 

Versailles
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