Steam Noir Revolution ist thematisch im Universum des “Steam Punk” angesiedelt und beschreibt die dort vorherrschende angespannte politische Lage, der eine Revolution droht. Ob die Revolten wirklich stattfinden oder der Kaiser genügend Denunzianten findet, um die Revolutionäre zurückzuschlagen, entscheiden 3-5 Spieler während der gut einstündigen Partie.
Karten verteilen mit Mini- Draft
Die Spieler starten zu Beginn mit insgesamt 9 Handkarten, die jedoch nicht einfach ausgeteilt werden, sondern in einer Art “Draft- Lite” Modus zusammengestellt werden. Dabei darf der Spieler 2 Karten an seinen linken Nachbarn abgeben, um zwei andere Karten vom rechten Nachbarn zu erhalten. Anschließend legt er noch zwei Karten auf den Ablagestapel, so dass seine Starthand nun 7 Karten beträgt.
Warum ist dieses aufwendige Karten- Verteilen so wichtig? Antwort: Das liegt an den mittel- und langfristigen Wertungs-Zielen, die die Spieler während einer Partie verfolgen. Denn sie müssen sich in jeder Runde entscheiden, eine Revolte zu unterstützen oder Verrat am Hof des Kaisers zu begehen. Da ist es von Vorteil, wenn die eigenen Handkarten zu den Gruppen, die unterstützt werden sollen, passen.
Zeitlicher Ablauf: Wochen und Monate
Klarer wird dies in der näheren Betrachtung des Spielablaufs. Das Spiel läuft über drei Runden a 4 Phasen. Zeitlich betrachtet: Es läuft über 3 Monate a 4 Wochen, wobei ein abgeschlossener Monat immer eine Zwischenwertung darstellt. Zu Beginn jeden Monats haben die Spieler eine bestimmte Gruppe ausgewählt, die sie in diesem Monat unterstützen wollen. Nach den drei Monaten folgt eine Abschlusswertung, für die die Spieler sich bereits zu Spielbeginn per Zielkarte auf eine bestimmte Gruppe festgelegt haben.
Auch in jeder aktuell ausgespielten Woche gibt es eine aktiv zu unterstützende Revolutionsgruppe. Pro Woche spielen die Spieler je drei Karten, die entweder beim Kaiser oder der gerade aktiven Revolutionsgruppe angelegt werden müssen. Ob sie dabei die aktuelle Revolutionsgruppe unterstützen oder ihre Monats bzw Quartalsziele verfolgen, müssen sie immer wieder neu entscheiden.
Zeitgleiches Ausspielen
Die Karten werden zeitgleich angelegt. Die Spieler zeigen dabei nicht an, ob sie die Revolution oder den Kaiser unterstützen und legen die Karte dann an einen der beiden Bereiche, so ausgerichtet, dass jederzeit zu sehen ist, wer welche Karte gelegt hat. Am Ende einer Woche ist es jedem Spieler erlaubt, wieder eine Karte zurück auf die Hand zu nehmen und andere, nicht erwünschte Karten abzulegen, um neue nachzuziehen.
Drei Wertungen
Ein anspruchsvoller Aspekt an Steam Noir Revolution ist, dass man als Spieler die Wochen- Monats und Quartalswertung im Auge behalten muss. In der Wochenwertung werden zunächst die stärksten Revoluzzergruppen ermittelt. Die Karten besitzen unterschiedliche Zahlen von 4 – 8 und werden nun für jede ausliegende Gruppe addiert. Die Unterstützer mit der höchsten Wertung und mit der stärksten Einzelkarte bekommen Punkte – Chips, die sie zunächst auf ihrer Unterstützerkarte sammeln.
Auch die Unterstützungspunkte des Kaisers und seinen Verschwörern werden addiert und mit der stärksten Revolutionärsgruppe verglichen. Dann wird eine Karte aus der in diesem Vergleich siegreichen Gruppe ausgwählt und in den Wertungsbereich für die Monatswertung gelegt.
Bei der Monatswertung kommen zu den Wochengewinnern noch die bis dahin in den Wochenwertungen gesammelten Punktechips hinzu. Alle Punkte der jeweiligen Gruppe werden auf der Gesamtleiste abgetragen. Hier sind bereits nach dem ersten Monat gewisse Abstände der einzelnen Gruppen und des Kaisers zu erkennen. Diese Rangfolgen spielen in der Endabrechnung eine wichtige Rolle.
In der Endabrechnung werden noch einmal alle bis dahin gesammelten Punkte der Gruppe zugeordnet, die zu Beginn des Spiels als Ziel- Unterstütungskarte gezogen wurde. Nun entstehen drei alternative Siegszenarien. Zum einen könnte die Revolutionsgruppe eines bestimmten Spielers ganz vorn liegen. Dieser Spieler gewinnt das Spiel. Ausnahme: Seine Gruppe hat einen zu großen Abstand von mehr als 15 Punkten. In diesem Fall gewinnt die zweithöchste Gruppe. Im dritten Fall könnte auch der Kaiser ganz vorn liegen und würde damit den Unterstützer der ganz hinten liegenden Revoltegruppe zum Sieger erklären.
Unerfahrene Spieler gehen oft leichtfertig mit der Macht des Kaisers um, wobei dies auch eine Siegstrategie sein könnte, den Kaiser mächtig zu machen und die eigene Gruppe möglichst ganz schwach zu lassen. Intuitiv orientiert man sich meist eher an seiner Monatskarte, als an der Jahreskarte. Das Spiel kann jedoch im dritten Monat noch stark kippen, wenn ein zu großes Übergewicht bei den monatlichen Unterstützungen herrschte.
Fazit
Ganz nüchterne Auf-Sieg Spieler werden bei Steam Noir Revolution ein wenig umdenken müssen. Besser zurecht kommen werden solche Spieler, die sich verändernde Situationen mögen und gern mal ungewöhnliche Spielverläufe erleben. Dabei vermittelt das Spiel mit seinem Unterstützungs – Mechanismus und dem Verrätertum tatsächlich ein wenig Revolutions- Flair, insbesondere, wenn man seine Spielzüge verbal ein wenig “verstärkt”, was sich auch positiv auf die Stimmung und die Interaktion am Spieltisch auswirkt.
Bleibt die relativ hohe Einstiegshürde: Obwohl die Spielanleitung schlüssig aufgebaut und korrekt beschrieben ist, braucht das Spiel ein wenig, um seinen vollen Glanz zu entfalten. Das Prinzip des Spiels, insbesondere der Wertungen, stellt sich noch nicht bei der ersten Partie ein. Die Funktionsweise des Unterstützens und der Folgen einer Kartenauswahl muss mindestens einmal geübt worden sein. Aber das lohnt sich, denn danach kann Steam Noir Revolution mit seiner angenehmen Spielzeit von ca. einer Stunde zu sehr interessanten und unterhaltsamen Partien führen.
Zu Erwähnen ist noch, dass Steam Noir Revolution in einer limitierten Ausgabe über die deutsche Crowdfunding – Plattform Startnext erfolgreich finanziert worden ist. Wir haben die gesamte Entstehungsgeschichte mitverfolgt und können Autor Daniel Danzer nur zu einer wirklich gelungenen Startnext – Kampagne gratulieren. Zum Zeitpunkt dieses Artikels steht noch nicht fest, wie es mit dem Spiel weitergeht und ob es eine weitere Auflage im gleichen Format geben wird.
Erscheinungsjahr: 2013
Autor: Daniel Danzer
Illustration: Felix Mertikat
Spieler: 3-5
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: ca. 60 Minuten
Verlag: Steampunk
