myvillageDieser Titel lässt uns automatisch an das Kennerspiel des Jahres 2013 , “Village” denken. Das Spielthema und zumindest ein Mechanismus ist tatsächlich von der Mutter übernommen. Dennoch offenbart sich ein deutlich anderes Spielgefühl.

Das liegt vor allem daran, dass in my Village Würfel zum Einsatz kommen. Wer jetzt an große Würfelschlachten denkt, liegt aber falsch. Die Würfel werden, ähnlich wie bei Troyes, einmal zu Beginn der Runde geworfen und dann für die Aktionen der Spieler genutzt.

Dabei müssen die  Würfelergebnisse zweier Würfel mit der Zahl auf einem schwarzen oder weißen Banner irgendwo auf dem Spielplan übereinstimmen. Ist dies der Fall, darf der Spieler die unter dem Banner angegebene Aktion durchführen. Bei schwarzen  Bannern ist dies genau eine Aktion, bei weißen Bannern dürfen dies mehrere Aktionen sein, da mehrere weiße Banner die gleiche Zahl haben können.

myvillage-tischIm Gegensatz zu Village, in dem alle Aktionen in einem einzigen Dorf stattfinden, besitzen die Spieler in my Village jeweils ein eigenes Dorf, das sie ausbauen müssen. . Schauen wir uns ein wenig in den Spielerdörfern und dem zentralen Dorfmittelpunkt  um.

Die Spieler besitzen in ihren Dörfern einen Mönch, einen Bürgermeister, einen Bauern, einen Reisenden, einen Handwerker und einen Händler. Damit können sie Kirchen, Nutzgebäude, Rathaus und Dorfplatz bauen, Kornfelder bestellen, Reisen unternehmen und Handel treiben.

Das klappt aber nur, so lange der entsprechende Dorfbewohner am Leben ist. Leider sorgt das Rad der Zeit dafür, dass hin und wieder Dorfbewohner Das Zeitige fristen und nach dem Ableben auf dem zentralen Friedhof begraben werden müssen. Die früh Sterbenden hinterlassen dabei noch einen kleine Erbschaft an Ruhmespunkten, während später dahingeschiedene Dorfbewohner nur noch ein anonymes Grab als letzte Ruhestätte vorfinden.

Die (Lebens-) Zeit ist wie bei Village eine Währung, die sehr oft als Einsatz für die Aktivierung von Bannern verwendet werden muss. Auf dem Zeit-Rondell des eigenen Dorfplans wird diese dann entsprechend abgetragen, bis nach einer Umrundung Gevatter Tod einen Dorfbewohner zu sich beruft. Das wiederum weckt die Ratten im Dorf. Ein Rattenwürfel wird geworfen und bestimmt, wie weit die Rattenfigur voran geht. Erreicht sie das Rattenplage-Feld, bricht dieselbe aus. Die Spieler verlieren dann potentielle Siegpunkte..

Irgendwann ist der Friedhof dann so voll, dass das Spielende erreicht wird. Nun zählt jeder Spieler seine erreichten Ruhmespunkte zusammen. Dafür sind dem Spiel angenehmerweise Wertungsblocks beigelegt, auf denen man die Punkte aus den einzelnen Bereichen notieren und zusammenrechnen kann.

myvillage-dorfMy Village weiß insbesondere deshalb zu gefallen, weil es ein paar nette Details besitzt: Ein Spannungs-Element ist es beispielsweise, dass erhaltene Ruhmespunkte während des Spiels noch nicht unbedingt sicher sind. Sie nennen sich in diesem Stadium “Geschichtspunkte” und müssen zuerst vom Clan-Oberhaupt in das Haupthaus transportiert werden. Erst dann können sie nicht mehr durch die Rattenplage verloren gehen.

Ein zweites nettes Detail sind die universalen schwarzen Marker. Je nach dem, in welchem Bereich sie liegen, gelten sie als Geld, arbeitender Dorfbewohner oder Nachkomme. Anfangs ist dies etwas gewöhnungsbedürftig, erweist sich aber schnell als gut nachvollziehbar.

Will man eine Partie My Village zu dritt oder zu viert spielen, sollte man den Platzbedarf nicht unterschätzen. Der Spieltisch solte ausreichend großflächig beschaffen sein, um die Kartenauslagen, insbesondere die der Gebäude, sowie den benötigten Platz pro Spieler zu gewährleisten. Da sich MyVillage auch gut zu zweit spielen lässt, ist hier die Platzsituation nicht so prekär.

Uns hat my Village gut gefallen. Es benötigt wegen der vielen Details und Optionen ein wenig Eingewöhnungszeit, offenbart sich aber dann als grundsolides Kennerspiel mit vielen Stellschrauben. Es muss den Vergleich mit Village nicht scheuen,besitzt aber etwas weniger strategische Tiefe, da es hier die Abhängigkeit von den Würfeln gibt. Dennoch bleibt das Spiel ausgewogen, die Spielausgänge sind immer sehr eng.  Für uns ist es ein gelungenes Werk von Inka und Markus Brand.

Erscheinungsjahr: 2015
Verlag: eggertspiele / Pegasus- Spiele
Autor: Inka und Markus Brand
Gestaltung: Dennis Lohausen
Spieler: 2-4
Alter: ab 12 Jahre
Dauer: ca 90 Minuten

my Village
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2 Kommentare zu „my Village

  • 18/03/2016 um 22:12 Uhr
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    @Jammy: Wenn Du Startspieler bist, hast Du eigentlich immer genügend Wahlmöglichkeiten bei den Würfeln. Die folgenden Spieler müssen natürlich nehmen, was übrig ist. Dummerweise wechselt der Startspieler nicht automatisch, sondern man muss sich das Startspieler- Recht mit einer Aktion erkaufen.

  • 18/03/2016 um 18:15 Uhr
    Permalink

    Wie Abhängig ist man denn wirklich vom Würfel? Ist es dennoch so, dass man sich „nur auf die Würfel einstellen muss“, oder kann es auch gut sein, dass die „Würfel heute so schlecht waren“, dass ich keine Chance hatte?

    Ich persönlich denke mir ja immer – Würfel und Zufall sind eigentlich überhaupt kein Problem, solang der Zufall nicht so extrem wird, dass man manchmal gar keine Chance mehr hat.

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