mhs_2011_rgb_jpgWie in jedem Jahr versammeln sich Anfang Oktober Modellbauer, kreative Bastler, Sammler und natürlich auch Spieler in Leipzig zur Modell Hobby Spiel. Die Modell-Hobby-Spiel ist eine Hobbymesse, keine reine Spielemesse, lockt aber immerhin bereits ca. 100.000 Besucher an. Das Angebot für Spieler erstreckt sich lediglich auf eine halbe Halle, diese ist aber sehr geräumig und daher für Spielefans einen Besuch wert. Wir haben die Messe in diesem Jahr genutzt, um die ersten Neuheiten des Spieleherbstes mit unserem gesamten Redaktionsteam zu testen.

Graf Ludo

Das große Ereignis in Sachen Spiel ist die Verleihung des Spielegrafikpreises Graf Ludo. Gewinner in der Kategorie Familienspiel wurde das von Michael Menzel illustrierte Spiel Eselsbrücke von Stefan Dorra und Ralf zur Linde aus dem Verlag Schmidt Spiele. Auf dem zweiten und dritten Platz folgen Mount Drago, ebenfalls Schmidt Spiele und Safranito von Zoch. Im Bereich Kinderspiel wurde Voll in Fahrt zum Gewinner gekürt. Das von Alexander Jung illustrierte Spiel von Bob Linder ist bei Amigo-Spiele erschienen. Wir gratulieren allen Nominierten und Gewinnern.

Amigo-Spiele

Unser persönliches Spieleprogramm beginnen wir bei Amigo Spiele. Den Anfang macht die Neuheit Die Brücke am Rio D’Oro. In diesem Spiel machen sich zwei bis vier Abenteurer auf den Weg, um möglichst viel Gold aus einer verborgenen Schlucht zu ergattern. Allerdings müssen sie dazu immer wieder die namensgebende Hängebrücke überwinden. Das Spiel begeistert im ersten Moment durch seine Präsentation. Die Schachtel, welche den Rio D’Oro darstellt, überspannt eine echte Brücke mit einzelnen Planken.

Im Kern ist Die Brücke am Rio D’Oro ein Würfelspiel für Zocker. Die Spieler bewegen sich mit einem grünen, gelben und roten Würfel über die Brücke. Diese zeigen an, wie weit sich die Spieler bewegen dürfen und ob die Brücke bricht. Haben es die Spieler über die sich immer mehr in Wohlgefallen auflösende Brücke geschafft, können sie sich den Rucksack mit bis zu drei Goldstücken vollpacken. Allerdings ist die Bewegung mit steigender Last eingeschränkt. Werden die Spieler zu gierig, schaffen sie es vielleicht nicht über die Brücke zurück ins rettende Lager.

Neben dieser Gefahr sind da auch noch die anderen Schatzsucher. Diese schubsen nicht nur die Mitspieler über die Brücke, sondern können auch anderen die hart erkämpften Schätze abnehmen. Das Spiel machte bei unserem Probespiel einen guten Eindruck, ob das Spiel den Reiz behält, werden zukünftige Runden zeigen. Die Brücke am Rio D’Oro für Zocker und Würfelfreunde auf jeden Fall Blick wert.

Die nächste Herbstneuheit ist das Puzzle- und Kombinationsspiel Carre. Die zwei bis vier Spieler bekommen alle den jeweils gleichen Vorrat an verschieden großen Papptafeln. Diese sollen alle auf das Spielertableau gebaut werden. Dabei dürfen aber keine Unterhöhlungen entstehen. Der Spieler, dem diese Aufgabe als erstes gelingt, gewinnt das Spiel.

In einem Spielzug wirft ein Spieler die drei beiliegenden Würfel. Die Augenzahlen und die sich daraus  ergebenden Summen bestimmen die Tafeln, welche ein Spieler auf sein Tableau bauen darf. Der eigentliche Pfiff kommt aber durch die so genannten Blocker ins Spiel. Diese können für die Würfelaugensumme 5 erworben werden. Bei Abgabe eines Blockers, darf der Spieler ein Teil eines anderen Spielers, welches der geworfen Würfelaugensumme entspricht abreißen. Gibt er sogar zwei Blocker ab, darf er das Teil des Mitspielers abreißen und das gleiche auf seine Tafel bauen. Wer gern interaktiv puzzlet, sollte einmal ein Testspiel wagen.

Auch die dritte, bereits zur Nürnberger Messe herausgekommene Neuheit Blockers konnten wir ausprobieren. Das Spiel von Kory Heath, welches bereits 2007 als Uptown in Amerika erschienen ist, schafft es dieses Jahr als Neuauflage über den großen Teich und fand sogleich einen festen Platz auf der Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres 2011.

Bei Blockers geht es den zwei bis vier Spielern darum, die wenigsten Minuspunkte zu sammeln. Jeder Spieler hat dazu einen identischen Satz an Plättchen in seiner Farbe. Ein Satz besteht aus je einem Plättchen mit den Zahlen „1“ bis „9“, den Buchstaben „A“ bis „Z“, neun verschiedene Symbole und einen Joker. Diese Plättchen müssen auf dem zentralen Plan platziert werden. Der Plan zeigt ein Raster aus neun mal neun Feldern. Um den Rand des Planes sind die Zahlen und Buchstaben abgebildet. Darüber hinaus gibt es neun Sektoren, welche jeweils eine Symbol zeigen.

Ziel des Spieles ist es, die eigenen Plättchen in möglichst wenigen Gruppen auf dem Plan zu platzieren. Ein gelegtes Plättchen muss entweder mit dem Buchstaben einer Reihe, der Zahl einer Spalte oder dem auf dem Feld abgebildeten Symbol übereinstimmen. Es ist auch möglich, die Plättchen anderer Spieler zu verdrängen. Allerdings gelten die verdrängten Plättchen gegebenenfalls als weitere Minuspunkte. Das klingt erst einmal recht einfach.

Jedoch verfügt jeder Spieler in einer Runde nur über eine Auswahl von fünf seiner Plättchen. Wurde eines gelegt, wird es durch ein neues zufällig gelegtes Plättchen aus dem eigenen Vorrat ersetzt. Blockers ist wesentlich grübellastiger, als man zunächst annehmen könnte und Fortuna macht einem ein ums andere Mal einen Strich durch die Rechnung. Wer abstrakte Spiele mag und sich auf den Glücksfaktor einlassen kann, sollte zumindest einmal eine Runde Blockers wagen.

Neben den Neuerscheinungen präsentierte uns der Verlag Amigo-Spiele auch den Gewinner des Graf Ludo 2011  im Bereich Kinderspiel. Bei Voll in Fahrt von Bob Lindner versuchen zwei bis vier Lockführer, ihre Züge als erstes ins Ziel zu bringen. Auf dem Spielplan ist ein Kurs bestehend aus drei Bahngleisen abgebildet. Jedoch prangen vier große Lücken in den Fahrspuren. Diese werden zum Teil von drei farbigen Fahrplanstücken gefüllt.

In seinem Zug wirft der aktive Spieler zunächst die beiden Bewegungs- und den Farbwürfel. Die geworfene Farbe gibt an, welches der bunten Fahrplanstücke in die verbliebene Lücke verschoben wird. Jetzt bewegt der aktive Spieler einen neu eingesetzten oder bereits auf dem Plan stehenden Zug um die Summe der beiden geworfenen Würfel vorwärts. Erreicht er dabei das Ziel, kommt sein Zug in den Lockschuppen. Wer zuerst drei Züge im Ziel hat gewinnt.

Der erste Kniff des Spieles ist das Vorhandensein von Lücken in den Gleisen und. Da die Bewegung immer komplett ausgeführt werden muss, kann es passieren, dass ein Spieler mit seinem Zug in einer Lücke fährt. Dabei entgleist sein Zug, und er muss wieder am Start beginnen. Der zweite Kniff: Trifft ein Spieler auf einen Zug eines Mitspielers, bleibt er stehen und schiebt den entsprechenden Zug um den Rest der Bewegungspunkte nach vorn. Es macht dabei auch immer wieder Spaß, die Mitspieler in die Lücken zu schubsen. Das Spiel ist durch seine einfachen Mechanismen und durch die schöne, bunte Aufmachung vor allem für Kinder interessant. Aber auch im Familienkreis wird Voll in Fahrt dank des hohen Spaßfaktors seine Freunde finden.

Zoch

Wir wollten aber auch weitere Kandidaten für den Graf Ludo testen und so machten wir uns auf zum Stand von Zoch, um uns dort als geschickte Köche zu versuchen. Bei dem Spiel Safranito von Marco Teubner sind die Geschicklichkeit und Strategie der zwei bis vier Spieler zugleich gefordert. Auf dem Spielplan sind neun Gewürzschalen abgebildet. Diese repräsentieren die verschiedenen Gewürze im Spiel.

In jeder Runde wird ein Angebot aus Gewürzkarten ausgelegt. Die Spieler versuchen, ihre Gebotschips (Pokerchips) auf die gewünschte Schale zu werfen. Anschließend können die getroffenen Gewürze erworben werden, um damit verschiedene Gerichte zuzubereiten. Wer als erstes drei Gerichte fertig stellen konnte, gewinnt das Spiel. Wie das Spiel genau funktioniert und wie es uns gefallen hat, können Sie bald in einer Rezension auf unserer Seite erfahren.

Ravensburger Spiele

casa-grande-lUnsere Testspiele konnten wir in einer kleinen Sitzecke des gut besuchten Ravensburger Standes fortsetzen. Die Wahl fiel auf die Neuheit Casa Grande von Günther Burckhard, das in der Spielanalage an dreidimensionale Aufbauspiele wie Torres oder Alcazaar erinnert. Die Spieler müssen aus verschiedenen Tetris-ähnlichen Papp- Plateaus Brücken bauen. Dabei zählen Fläche und Stockwerk als Siegpunkt. Eine Plattform mit vier Quadranten in der fünften Ebene bringt also 20 Punkte ein, die in Form von Spielgeld ausbezahlt werden. Sieger ist der Bauherr mit dem meisten Geld.

Das Spielprinzip von Casa Grande gefiel uns ganz gut. Auf einem Rundkurs können die Spieler würfeln und eine Figur weiterziehen. Dort wo die Figur stehen bleibt, kann auf der vertikal oder horizontal  angrenzenden Fläche gebaut werden. Möchte man an anderer Stelle bauen, lassen sich dafür Punkte von einer Skala einsetzen. Diese Punkte erhält man auf den Eckfeldern des Rundkurses oder als “Kaution”, falls ein Mitspieler auf dem Plateau der Spielerfarbe bauen möchte.

artus-lAnschließend blieb noch Zeit für eine Runde Artus, einem Spiel von Wolfgang Kramer und Stefan Kiesling, erschienen beim dem Ravensburger Tochterverlag Alea. König Artus hält seine berühmte Tafelrunde ab und die Ritter der verschiedenen Stände, vertreten durch die Spieler, versuchen, möglichst nah am Thron-Inhaber zu sitzen.  Dort, an der rechten Seite des Königs gibt es Pluspunkte einzuheimsen, aber nur dann, wenn man seinen Platz im passenden Moment verlässt.

Gesteuert werden die Ritter der Tafelrunde mit je einem individuellen Kartensatz für jeden Spieler. Dieser besteht aus Bewegungskarten für die Ritter und solchen für König und Königsanwärter. Im Spiel kann es nämlich dazu kommen, dass ein anderer zum König ernannt wird, was natürlich wiederum Auswirkungen auf die Sitzreihenfolge hat.

Rundgang

MeeplesNeben den vielen Testspielrunden gab es aber auch viele weitere Dinge in Sachen Spiel zu entdecken. So konnte man sich am Stand von Hans im Glück anlässlich des 10-jährigen Bestehens als neues Gesicht auf dem Carcassonne-Cover ablichten lassen, oder sich gegen andere Spieler im Stapeln von Carcassonne-Männchen messen.

Auch die Spieleautorenzunft und der Verein Spiel des Jahres e.V. waren mit je einem Stand vertreten. Während am ersten Prototypen gezeigt wurden, konnte man sich am zweiten über die aktuellen Spiele des Jahres 7 Wonders und Qwirkle informieren sowie die Spiele der Nominierungsliste begutachten.

Ein Herzstück des Messebereichs “Spiel” ist die Ludothek des sächsischen Spielezentrums Leipzig, in der großes Gedränge herrschte und neben den Neuheiten auch etliche Klassiker auf den Tisch kamen. In unmittelbarer Nähe wurden verschiedene Turniere in den Spielen Schach, Zug um Zug oder Magic the Gathering durchgeführt.

scrabbleWer gern mit Worten jongliert, konnte den Stand von Mattel besuchen und sich an einem riesigen Scrabble-Feld versuchen und wen schon immer interessier hat, wie ein Kettenhemd entsteht, oder wie es sich als Elfenkrieger so lebt, der konnte das Lager der Rollenspieler begutachten.

Alles in allem gab es einiges für Spielbegeistere zu sehen. Wir haben unseren Tag auf der Messe sehr genossen, obwohl wir es kaum bis gar nicht geschafft haben, die anderen Hobbybereiche wie den Modellbau zu erkunden. Die Modell Hobby Spiel ist also auf jeden Fall eine Reise in die sächsische Messestadt wert. Bleibt zu hoffen, dass trotz der Termin – Nähe zu Essen weitere Verlage den Weg nach Leipzig finden und der offensichtlich überaus spielbegeisterte Osten einen festen Anlaufpunkt in Sachen Spiel erhält.

Modell Hobby Spiel 2011
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