PICT0001 Die Jury “Spiel des Jahres” hat im Jahr 2010 ein Luxusproblem: Finde aus den vielen guten Spiele- Neuerscheinungen 5 Auserwählte, die nach weiterer intensiver Prüfung einen Sieger unter sich ausmachen.  Die 5 genannten Spiele “Dixit”, “Identik”, “Fresko”, “A la Carte” und “Im Wandel der Zeiten – das Würfelspiel” sind dabei auf den ersten Blick scheinbar nicht die erste Wahl der Spieler – Gemeinde, zumindest nicht der Online- Gemeinde, die inzwischen über Blogs, das Spielbox– Forum, Twitter und Facebook sehr gut miteinander vernetzt ist.

Neu ist die Auszeichnung “Spiel des Jahres PLUS”, vorgesehen für “Die Tore der Welt”. Aha? eine Abwertung des Preises “Spiel des Jahres”?  Kaufe ich mir also nun das “Spiel des Jahres oder das “Spiel des Jahres PLUS” an dem alles besser ist: Atmosphäre, Umsetzung, Spielmechanik, Idee, Begleitstory etc.? Da die Verlage im Handel alle offensiv mit dem roten Pömpel werben werden, könnte es dazu kommen, dass der Aufdruck “Spiel des Jahres PLUS” von der nicht so erfahrenen (Massen-) Käuferschicht missverstanden wird.

Das wirft insgesamt wieder die Frage der Zielgruppe auf: Für wen ist die Auszeichnung Spiel des Jahres interessant? Für mich ist das immer noch die ratlos vor dem Regal stehende Mutter (oder der Vater, Großeltern, Verwandte, etc.), die ihrem Kind ein Spiel kaufen will und sich ob der großen Vielfalt nicht entscheiden kann. Ein Spiel mit dem Siegel “Spiel des Jahres” oder zumindest mit dem gern verwechselten “Auswahlliste Spiel des Jahres” und dann zukünftig wohl auch das zusätzliche “PLUS”, verstanden als “noch besser als das eigentliche Spiel des Jahres” wird hier eine bevorzugte Wahl sein.

Zurück zum Luxusproblem. Gute Spiele gab es im Erscheinungsjahr genug. Viele davon haben eine hohen Spiel- und Gestaltungsqualität. Einige galten als sichere Kandidaten für die Nominierung, geschafft haben es schließlich folgende fünf Spiele:

A La Carte

A_la_carte_CoverDas ist für uns keine wirkliche Überraschung, obwohl der Zeitpunkt der falsche ist. Das Spiel hätte schon 1990 seinen Platz auf der Auswahlliste verdient gehabt, belegte es im selben Jahr bei der Wahl zum Deutschen Spielepreis immerhin Platz 2. Insofern wird die Jury bei der Neuauflage die stark verbesserte grafische Gestaltung und das Material honoriert haben.

Dixit:

Es wird nicht jedermanns Sache sein, sich auf seine Intuition einzulassen. Insofern hat dieses Spiel das Potential, bei den weniger differenzierten Käufern ein Regalhüter zu werden. Zugutehalten muss man ihm, dass es von einer Gruppe Teenies sicher mit anderem Temperament gespielt werden wird, als bei Studenten oder Erwachsenen. Manche Spiele dieser Art schleppen aber als Problem mit sich herum, dass sich die Mitspieler zu gut oder nicht gut genug kennen und dadurch schnell ein Ungleichgewicht im Spielverlauf zustande kommt.

Identik

Ein Malspiel, bei dem viel gesprochen werden muss, und bei dem es einiges zu lachen gibt, also ein MAl- / Kommunikationsspiel. Identik kursiert bei vielen Spiele – Experten als Geheimtip und findet sicher seine Fans. Uns erinnert es an eine Art Pictionary für Fortgeschrittene.

Fresko

Fresko erfüllt in Sachen Ausstattung und Gestaltung in jedem Fall die Anforderungen an ein unterhaltendes, interessantes und atmosphärisches Brettspiel. Das Thema ist zudem ungewöhnlich und unverbraucht. Diese Kriterien sprechen für eine Nominierung ebenso wie zwei weitere: Eine gute Spielregel und ein gutes Spielgefühl dank der nicht allzu komplexen Mechanismen.

Im Wandel der Zeiten – das Würfespiel

Jaja, der Glücksfaktor. Eigentlich ist dieser ein Grundbestandteil der meisten richtig guten und auch vieler prämierter Brettspiele. Dass ein reines Würfelspiel neben diesem Glücksfaktor auch taktische Elemente besitzen kann (die Backgammonspieler werden dies bestätigen können), zeigt Im Wandel der Zeiten – das Würfelspiel. Trotzdem sehen wir das Spiel als Fehlbesetzung auf der Nominierungsliste, da selbst Pegasus-Spiele in diesem Jahr bessere Spiele herausgebracht hat.

Fazit:

Die Jury scheint das Ziel zu verfolgen, Vielfalt bei den Spiel- Elementen zu zeigen. Das ist gelungen, denn kaufe ich mir alle 5 Spiele, habe ich einen bunten Strauß an  Spielelementen zusammen und bekomme eine Menge Spaß und Abwechslung. Dennoch hätten es einige andere Spiele ebenfalls verdient, auf der Nominierungsliste (definitiv Tobago!) zu landen oder zumindest empfohlen zu werden. Da wären zumindest Vasco da Gama, Munchkin Quest (!), Havanna, Die Speicherstadt,  Dungeon Lords und Mystery Express zu nennen.

Übrigens: wir haben “Die Tore der Welt” mit der Familie (3 Generationen) gespielt….. War super! …Hat allen gefallen, auch den Gelegenheitsbrettspielern, sogar den Anfängern….. Definitiv das Spiel des Jahres der Herzen, zumindest bei uns.

Nominierungen für das Spiel des Jahres 2010
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2 Kommentare zu „Nominierungen für das Spiel des Jahres 2010

  • 01/06/2010 um 22:55 Uhr
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    Hallo Andreas,

    Ich sehe es mit als unsere Pflicht an, Stellung zu dieser Auswahl zu nehmen, da wir eben, wie schon in den FAQs zu sehen… nicht immer mit den Auszeichnungen der Spiele zufrieden sind und auch deshalb diese Seite betreiben.

    Ich gebe dir allerdings dahingehend Recht, dass „Die Tore der Welt“ zu komplex und wenig kompatibel für die ganze Familie ist. Aber genau das haben wir oben ja beschrieben… „Die Tore der Welt“ befindet sich im Laden als „Spiel des Jahres Plus“ und das normale „Spiel des Jahres“ wird im Herbst danebenliegen. Die Leute, die eine Wege viel Spielen, brauchen für „Die Tore der Welt“ keine Auszeichnung. Das Spiel ist sensationell gut und das hat sich bereits in der Spielergemeinde rumgesprochen. Nun soll die Omi oder die Mutti – ohne große Spielerfahrung – entscheiden, welches Spiel sie für ihre Familie kauft. Wird der Mutti nicht suggeriert, dass das „Spiel des Jahres PLUS“ viel besser ist? Und genau dann sind wir beim Punkt. Das Spiel ist für die meisten Familien zu komplex, landet auf dem Spieltisch und wird aufgrund der langen Spielregel und der angesprochenen geringen Spielerfahrung maximal zu Ende gespielt, um danach im Regal zu verstauben.

    Wir kritisieren vielmehr die Bezeichnung der neuen Auszeichnung. Nicht nur, dass bereits Irreführungen beim Käufer dadurch stattfinden, dass jedes Spiel, welches nominiert wurde mit dem Pöppel wirbt und die meisten Leute gar nicht wissen, dass es gar nicht das richtige Spiel des Jahres ist. Dieser kleine Zusatz „Nominiert für“, der neben oder unter dem Pöppel steht, wird von den Käufern kaum wahrgenommen. Dazu kam in 2008 die weitere Irreführung mit Agricola, welches – zu Recht – den Sonderpreis „komplexes Spiel“ erhalten hat. Hier wird aber zumindest noch eine Gleichrangigkeit zum eigentlichen Spiel des Jahres suggeriert.

    Hingegen wertet ein Außenstehender die Bezeichnung PLUS, als ein MEHR zum eigentliche Spiel des Jahres. Wer greift schon zu einem Spiel, zudem es eine durch “Plus“ suggerierte Steigerung gibt?

    Auch stimme ich dir dahingehend zu, dass wir Vielspieler vielleicht ab und an mal aus den Augen verlieren, dass es noch Leute gibt, die nur gelegentlich mal zu einem Spiel greifen. Aber genau das versuchen wir – so es uns denn gelingt – immer im Auge zu behalten.

    Die nominierten fünf Spiele haben sicherlich alle Ihren Spielreiz. Und keins der Spiele würde ich als völlig fehl am Platze sehen. Aber genau unter der gerade angesprochenen Prämisse, dass ein Spiel für eine Familie spielbar sein sollte, um auf der Liste zu landen, habe ich persönlich schlechte Erfahrungen mit Dixit gemacht. Wenn man das mit etwas älteren Kindern spielt und vielleicht noch die Oma an den Tisch holt, läuft dieses Spiel – zumindest in unseren Partien – nicht mehr rund, weshalb es für mich weniger zur Auszeichnung geeignet ist. Das Spiel selbst ist aber durchaus nett und macht unter Leuten, die in etwa auf einer Welle schwimmen, echt Spaß. Wir hatten schon einige lustige Abende damit.

    Alles in allem finde ich es gut, dass wir alle unseren Senf dazu abgeben. Es wird jedes Jahr wieder Zustimmungen und Kopfschütteln bezüglich der Nominierungen geben, aber im Endeffekt wird die Jury auch dieses Mal wieder ein schönes Spiel rauspicken, welches dann ein würdiger Träger ist, denn jedes Spiel hat seinen eigenen Reiz.

    Und nun noch einen spielreichen Abend 😉

  • 01/06/2010 um 21:28 Uhr
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    Schade, dass ihr (auf eurer tollen Seite) die nominierten Spiele kommentiert, wie so viele andere auch: Dies und das hätte es mehr verdient; das eine oder andere ist eine Fehlbesetzung. Natürlich schaut die Vielspielergemeinde viel eher auf den Deutschen Spielepreis (oder das Spiel des Jahres plus). Aber dafür sind diese Preise ja auch da. Ich spiele aber auch in der Familie mit Kindern und in diesem Kontext haben sich die Urteile der Jury – vor allem in der Rückschau – fast immer als treffsicher erwiesen. Es ist schon richtig, dass „Die Tore der Welt“ eigentlich auch familienkompatibel ist. Aber doch nur in Familien, die ein Mindestmaß an Spielerfahrung mitbringen. Ich kenne jede Menge Familien, die an solchen Spielen scheitern würden oder sie nur einmal aus dem Regal holen und dann wieder zu Carcassonne greifen. Vielleicht zu recht? Ich jedenfalls war auch zunächst etwas enttäuscht, dass Tobago nicht auf der Nominiertenliste stand. Wenn man aber genau hinschaut, hat auch diese Auswahl (wie eigentlich immer) wieder nachvollziehbare und gute Gründe. Alle 5 sind hoch kommunikative Spiele, wenig(er) kompetitiv (somit mit geringem Konfliktpotential in Familien) und ideal zur „Familienzusammenführung“ geeignet. Ja und „A la carte“ ist ja wohl auch der „Karl-Heinz-Schmiel-Ehrenpreis“ fürs Gesamtwerk, der ja schon länger fällig war.

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