Träumten Sie schon immer einmal davon, eine Stadt nach ihren eigenen Wünschen zu kreieren? Wollten Sie schon immer mal Bürgermeister sein und eine Stadt verwalten? Dann wird ihr Traum jetzt wahr! Allerdings dürfen Sie keine Stadt erbauen, sondern gleich eine ganze Region besiedeln. Klingt im ersten Moment nicht allzu schwer, doch es gilt einiges zu beachten. Wer Wohlstand möchte, benötigt Fortschritt und moderne Technologien. So müssen Krankenhäuser, Industrieanlagen und Forschungsstätten erbaut werden und natürlich braucht jede Region auch eine gute Infrastruktur. Doch Vorsicht! Wachstum bedeutet auch immer Müll und Industrien belasten die Umwelt mit ihren schädlichen Abgasen. Wenn Sie nicht den Gesamtüberblick bewahren und auf die Umwelt Rücksicht nehmen, verwandelt sich ihr Paradies schnell in eine ökologische Katastrophe.

Drei bis fünf Spieler versuchen in 6 Runden, die Besiedelung ihrer Region zu steuern. Einige Landstriche sorgen mit Steuern oder Waren für Einkünfte, andere bieten wissenschaftliche Forschung, oder sorgen für Wohlstand, indem sie die Lebensqualität der Einwohner verbessern. Ihre Aufgabe besteht darin, ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Umwelt und Wirtschaft herzustellen und den Bürgern zu Wohlstand zu verhelfen.

Bevor es losgeht, bekommt jeder Spieler ein gewisses Startkapital in Form von Bürgerchips einer Farbe, ein Startplättchen, ein Müllwürfelchen, eine Wertungstafel und je 10 Münzen und Forschungspunkte in Form von Karten. Der Spielplan wird in die Mitte des Tisches gelegt, sodass ihn jeder gut einsehen kann.
Das Spiel erstreckt sich über 6 Phasen und insgesamt 6 Runden, wobei die Schlussrunde verkürzt abläuft.

Phase 1: Aufbau
Zu Beginn jeder Runde wird der Spielplan gemäß der Anleitung mit den dafür vorgesehenen Karten, Land- und Technologieplättchen bestückt und der Startspieler ermittelt.

Phase 2: Landauktion und Technologiekauf
Der Startspieler beginnt und darf sich eines von maximal sechs Landplättchen auf dem Spielplan zur Versteigerung aussuchen. Dieses legt er für alle Spieler gut sichtbar auf das Auktionsfeld auf dem Spielplan und gibt sein Gebot (Mindestgebot in der ersten und zweiten Runde 2 Geld) ab. Nun darf jeder Spieler im Uhrzeigersinn mitbieten oder passen. Man darf dabei nie mehr bieten, als man an Geld zur Verfügung hat. Sobald alle Spieler ausgestiegen sind, muss der Spieler, der das Höchstgebot abgegeben hat, das entsprechende Geld an die Bank zahlen und darf sich das ersteigerte Landplättchen nehmen. Er legt einen seiner Bürgerchips und ein „Müll“ darauf, versetzt den Technologiemarker ein Feld nach rechts und wird neuer Startspieler.

Jetzt kann dieser wieder auf ein neues Landplättchen bieten, oder ganz aussteigen. Sobald ein Spieler (zu Beginn oder während einer Aktion) ganz aussteigt, darf er an keiner Landauktion mehr teilnehmen. Dafür darf er sofort ein Technologieplättchen vom Spielplan erwerben, in dem er Forschungspunkte, gemäß dem Stand des Technologiemarkers bezahlt und sich ein beliebiges Technologieplättchen nimmt. Kauft er jedoch ein weiteres Landplättchen, so muss er auf diesen zwei Müll legen usw. Sind alle Spieler aus der Landauktion ausgeschieden, wird der zuletzt ausgeschiedene Spieler neuer Startspieler der nächsten Phase.

Phase 3: Umweltschäden eindämmen
Auf dem Spielplan liegt jede Runde eine von insgesamt 9 Umweltschadenkarten aus. Die Karten sind in 5 Spalten untergliedert, wobei jede Spalte angibt, mit welchen Umweltauswirkungen später zu rechnen sein wird. Ist beispielsweise eine Mülltonne abgebildet, dann muss sich der Spieler die angegebene Anzahl an Müll nehmen und vor sich ablegen (dieser Müll wird erst in der Administrationsphase auf Landplättchen verteilt). Ein Totenkopf symbolisiert einen allgemeinen Umweltschaden, beispielsweise durch schädliche Abgase oder Gift. Der Spieler muss dabei seinen Schadstoffmarker auf seiner Spielertafel um ein Feld nach links bewegen.

Reihum, beginnend beim Startspieler, müssen die Spieler nun auf eine Spalte bieten. Wer an der Reihe ist, wählt eine Spalte aus und bietet eine bestimmte Anzahl an Forschungspunkten dafür. Danach stellt er seinen Spielstein auf die entsprechende Zahl der Spalte, um sein Gebot zu markieren. Im Uhrzeigersinn gibt nun jeder Spieler ein weiteres Gebot ab und darf dabei andere Spieler beliebig überbieten. Sobald nur noch exakt eine Figur in einer Spalte steht, endet das Bieten. Jeder Spieler bezahlt seine gebotenen Forschungspunkte an die Bank und muss die Folgen des Umweltschadens hinnehmen. Derjenige, der den größten Umweltschaden bekommen hat, ist neuer Startspieler der nächsten Runde.

Phase 4: Administration
Jetzt müssen Sie den neu erworbenen Müll auf eine ihrer, in dieser Runde erworbenen, Landplättchen verteilen. Des Weiteren müssen Sie sich entscheiden, in welcher Stadt Sie ihren Bürgerchip platzieren. Auf jedem Landplättchen liegt zwar ein Bürgerchip, doch die meisten Landplättchen haben zwei Städte zur Auswahl. Nachträgliches Verschieben ist zwar möglich, aber sehr schwierig. Nur eine Stadt, welche einen Bürgerchip besitzt, produziert in dieser Runde auch die entsprechenden Forschungspunkte, Münzen und Wohlstandspunkte.

In Phase 4 können Sie außerdem noch vorhandene Technologien einsetzen. So können Sie beispielsweise mithilfe eines entsprechenden Technologieplättchen den Ertrag einer Stadt erhöhen, eine Brücke bauen, mit der Lokomotive einen Bürgerchip in eine benachbarte Stadt verschieben, Müll entfernen, oder ihrer Umwelt helfen. Vorausgesetzt natürlich, Sie haben eine entsprechende Technologie zur Verfügung. Am Ende der Administration aktualisieren Sie ihre Ertragsskalen auf Ihrer Spielertafel. Dazu schauen Sie, welche Stadt besetzt ist und welche Sache sie erzeugt.

Phase 5: Ertrag und Recycling
Jeder Spieler nimmt sich aus dem Vorrat Geld- und Forschungskarten im Wert seiner erzeugten Münz- und Forschungspunkten. Danach bewegen Sie ihren Wertungsmarker auf dem Spielfeld pro erzeugten Wohlstandspunkt um ein Feld weiter. Befindet sich ein Bürgerchip auf einer Stadt, auf der sich eine Recyclingsanlage befindet, so darf der Spieler 1 Müll von diesem oder einen angrenzenden Landplättchen (sofern dieses durch eine Bahnstrecke verbunden ist) entfernen.

Phase 6: Bonuswertung
Am Ende von Runde 2 und 4 haben Sie die Möglichkeit, Bonuspunkte zu erwerben. Die Wertungskarten wurden zu Beginn des Spiels zufällig ausgewählt und offen auf den Spielplan gelegt. Jeder Spieler kann sich so auf die geforderten Bonus-Kriterien einstellen. Am Ende von Runde 6 wird außerdem eine Schlusswertung durchgeführt. Jedes Landplättchen, auf dem mehr als 1 Müll liegt, kostet eine empfindliche Strafe (pro zusätzlichen Müll -5 Wohlstandspunkte). Jedes Landplättchen ohne Müll bringt dem Spieler 2, 3 oder 4 Wohlstandspunkte. Dies ist abhängig von der Position des Schadstoffmarkers.

Der Spieler, der am meisten Geld / Forschungspunkte besitzt, bekommt ebenfalls zusätzliche Punkte. Auch die allgemeine Umweltbelastung wird bewertet. Befindet sich der Schadstoffmarker auf einer negativen Zahl, werden Punkte abgezogen. Haben Sie hingegen auf die Umwelt Rücksicht genommen, können Sie bis zu 34 Wohlstandspunkte erhalten. Es lohnt sich also umweltfreundlich zu bauen.

Siegbedingung:
Der Spieler, der nach 6 Runden am meisten Wohlstandspunkte besitzt, geht als Sieger hervor. Bei Gleichstand wird geschaut, wer am wenigsten Müll besitzt.

Das Problem unserer Gesellschaft, dass diese immer mehr Müll produziert und der Umwelt zunehmend schadet, wurde im Spiel sehr gut umgesetzt. Wer „Funkenschlag“ und „Carcassonne“ kennt, wir hier einige Parallelen finden. So muss beispielsweise auf Plättchen erst geboten werden, ehe man sie kaufen darf und anschließend werden diese ähnlich dem Carcassonne-Prinzip angelegt. So entstehen nach einigen Runden kleine Welten mit Städten und Industrien.

Das Schachtel-Inlay ist leider nicht sehr clever gewählt, da alles durcheinander gerät. Dem Spiel wurden sehr viele Kleinteile beigelegt, deshalb empfiehlt es sich, alles in kleine Tüten zu verpacken, um ein Chaos beim öffnen zu vermeiden. Die Land- und Technologieplättchen sind aus stabiler Pappe und auch die Bürgerchips (Holz) und Müllwürfelchen (Plastik) sind von guter Qualität. Bei den Geld- und Forschungskarten wurde allerdings kräftig gespart. Diese sind extrem dünn und knicken leicht, deshalb sollte man am besten Kartenhüllen verwenden.

Das 20. Jahrhundert lässt sich mit jeder Spielerkonstellation gut spielen und ist für Spieler ab 12 Jahren durchaus geeignet. Man sollte allerdings beachten, dass eine Partie bis zu 2 Stunden dauern kann, sodass Kinder nach einiger Zeit die Lust verlieren könnten. Das Spiel ist aufgrund seiner Komplexität nur bedingt für Gelegenheitsspieler geeignet und zielt eher auf Vielspieler ab. Als Spieler muss man sich frühzeitig entscheiden, ob man lieber die Umwelt schont und dafür am Ende kräftig Punkte kassiert, oder doch lieber auf Geld und Forschung setzt, um viel bauen zu können und dadurch Punkte bekommt. Besonders gut hat mir auch die Bonuswertung in den Runden 2 und 4 gefallen. Diese erfordert gewisse Strategien und kann den Spielausgang entscheidend beeinflussen.

Das 20. Jahrhundert ist ein tolles Strategie- und Legespiel und greift eines der größten Probleme des 20. Jahrhunderts, die Umweltverschmutzung und die Industrialisierung, gekonnt auf. Jetzt liegt es an Ihnen, ob sie Jubel oder Spott von ihrer Bevölkerung ernten und als Baumeister gefeiert werden 😉

Name: Das 20. Jahrhundert
Spieler: 3-5
Alter: ab 13 Jahre
Dauer: 75 – 120 min
Autor(en): Vladimír Suchý
Verlag: Heidelberger Spieleverlag

Das 20. Jahrhundert
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3 Kommentare zu „Das 20. Jahrhundert

  • 13/02/2012 um 19:10 Uhr
    Permalink

    Lieber Tommy,

    danke für die schnelle und differenzierte Antwort. Das mit der genialen Stadt war weniger auf die Anzahl der Stadt-Lege-Plättchen bezogen. Ich meinte damit eher, dass die Stadt dann vielleicht ziemlich schmutzig ist, aber dafür mächtig was an Technologie und Industrie bietet oder, dass die Stadt frei von jeglicher Verpestung und Müll ist aber dann auch nicht so viel Industrie hat. Ich stell mir das echt interessant und spannend vor. Zudem habe ich mich in die Aufmachung des Spiels ein wenig verliebt – finde die Legeplättchen und das Tableau sehen einfach richtig genial aus.

    Also: danke noch Mal.

    Liebe Grüße
    Maeddes

  • 13/02/2012 um 10:42 Uhr
    Permalink

    Hallo Maeddes,

    erst einmal vielen Dank für das große Lob.

    Ich habe es noch nicht ausprobiert, aber ich denke es lässt sich auch zu Zweit spielen. Der Bietmechanismus wird durchaus ein Problem darstellen, da die Konkurrenz sehr klein ist. Ich würde empfehlen, dann nur 3 oder 4 Plättchen zum bieten auszulegen. Auch bei den Umweltschäden muss zusätzlich eine 3. Spalte gesperrt werden. Mit diesen Änderungen könnte es aber gehen.

    Zu der Frage, ob man eine geniale Stadt aufbauen kann, bin ich etwas verunsichert, wie Sie das meinen. Ich möchte noch mal darauf hinweisen, dass es dem Carcassonne-Prinzip ähnelt, aber nicht dasselbe ist! Es werden keine allzu großen Städte und Regionen entstehen. Am Ende hat man etwa 10 bis 15 Plättchen im Besitz, je nach Bietverhalten.

    Ich hoffe, ich konnte Ihre Frage beantworten?

    Mit besten Grüßen,
    Tommy

  • 13/02/2012 um 09:39 Uhr
    Permalink

    Hallo,

    euer Review hat mir sehr gut gefallen, dickes Lob! Ich habe zum Spiel an sich eine kleine, und auch sehr gewagte Frage. Wäre es denkbar das Spiel auch zu zweit zu spielen? Mir ist klar, dass dieser Bietmechanismus dann völlig daneben ist, aber vielleicht kann man es ja auch weniger kompetitiv spielen; mehr so, dass jeder für sich ne geniale Stadt baut? Ich frage das nur, weil wir, meine Frau und ich, oft zu zweit Gesellschaftsspiele spielen.

    Danke für eure Antwort
    Maeddes

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