Steve Jackson ist bekannt für seine nicht ganz ernst zu nehmenden Spiele, welche gern andere Spiele, Genres, u.s.w. auf die Hörner nehmen. Munchkin ist eines der besten Beispiele dafür. Im Spiel „Frag“ wird ein Thema aufgegriffen, welches durch mediale Diskussionen schon ein gewisses Aufsehen erregt hat – Egoshooter. Inwiefern die humoristische Aufarbeitung des Themas funktioniert und ob das Spiel Spass macht, wollen wir uns nun einmal anschauen.

In Frag können sich zwei bis sechs Spieler in einer modernen Arena messen. Ziel ist es, eine bestimmte Anzahl von „Frags“ zu erzielen, was nichts anderes bedeutet, als eine bestimmte Anzahl Gegner umzuschießen. Wie aber auch im Computerspiel „respawnen“ die Gegner wieder (tauchen wieder neu in der Arena auf).

Die Arena wird durch einen übergroßen, beidseitig bedruckten Spielplan dargestellt. Er zeigt Felder (mit und ohne Säure), Wände, Räume (mit und ohne Türen), die „Respawn“-Positionen und Stellen, an denen neue Gadgets (Ausrüstung) und Waffen gefunden werden können. Der Spielplan ist dabei so gestaltet, dass eine Seite ein eher offenes Terrain zeigt und die andere Seite eher verwinkelt ist.

Zu Spielbeginn bekommt jeder Spieler eine Spielfigur und die dazugehörige Spielerkarte. Diese kann mit einem Folienmarker beschrieben werden, um die Eigenschaften des Recken festzulegen und Frags zu markieren. Die Eigenschaften sind:

Leben:
Dieser Wert gibt an, wie viele Waffen ein Spieler tragen kann (Lebenswert +1) und wie viele Würfel der Spieler nutzen kann, um sich gegen einen Angriff zu verteidigen.

Geschwindigkeit:
Dieser Wert gibt an, wie viele Würfel der Spieler zur Bewegung zur Verfügung hat und wie viele Felder (mit z. B. Säure) er überspringen kann.

Zielsicherheit:
Dieser Wert gibt an, wie viele Würfel der Spieler für seinen Zielwurf hat. Ist der Wert der Zielsicherheit „4“, hat der Spieler zwei Angriffe.

Frag__Spielmaterial__thumbAuf diese Eigenschaften dürfen insgesamt sieben Punkte vergeben werden.

Anschließend startet jeder Spieler auf einem „Respawn“-Punkt und das Spiel kann beginnen.

Ein Spielerzug besteht aus folgenden Phasen:

Respawnen:
Sollte man gefragged worden sein, startet man wieder auf einem selbstgewählten Respawn-Punkt.

Bewegung:
Der Spieler wirft die seiner Eigenschaft „Geschwindigkeit“ entsprechende Anzahl Würfel und markiert die Summe auf seiner Übersichtskarte. Der Spieler kann sich in seinem Zug um die entsprechende Anzahl Felder bewegen.

Aktion:

Der Spieler kann sich dieser Phase nacheinander oder abwechselnd bewegen, Verbesserungen einsammeln und/oder angreifen. Bei der Bewegung ist zu beachten, dass nur orthogonale Bewegungen erlaubt sind. Ansonsten entspricht jeder Bewegungspunkt einem Feld. Die Verbesserungskarten für Waffen und Gadgets gibt es auf den entsprechenden Feldern.

Passiert der Spieler eines dieser Felder, bekommt er bei einer gewürfelten 4-6 eine entsprechende Karte und kann sie für sich nutzen. Ein Angriff wiederum besteht aus zwei Phasen: Angriff ansagen/zielen und Schaden berechnen. Beim Zielen muss der Spieler die Zahl der Felder zwischen sich und dem Ziel mit einem Würfelwurf übertreffen. Dabei stehen dem Spieler die unter „Zielsicherheit“ angegebene Anzahl Würfel zur Verfügung. Bei der Berechnung des Schadens würfelt der Spieler die Anzahl der Würfel, welche auf der verwendeten Waffe angegeben sind (erhöht um Boni von Gadget-Karten).

Danach würfelt der angegriffene Spieler mit der seinem Lebenswert entsprechenden Anzahl Würfel (erhöht um Boni durch Rüstung, …) dagegen. Der Angriffswurf geteilt durch den Verteidigungswurf ergibt den Schaden des Angriffs. Ist der Schaden höher als der Lebenswert (inkl. Rüstung, …) wurde das Ziel gefragged und der Angreifer darf sich einen Frag gutschreiben und erhält eine Spezialkarte, welche zu einer beliebigen Zeit eingesetzt werden darf. Überlebt das Ziel, wird der Rest der Lebenspunkte auf der Übersichtskarte markiert.

Abschluss des Zuges:
Am Ende seines Zuges muss der Spieler nun noch überprüfen, ob er das Handkartenlimit nicht überschreitet. Danach ist der nächste Spieler an der Reihe. So läuft das Spiel, bis ein Spieler die angestrebte Anzahl Frags erreicht hat.

Dieses Spiel sollte man aus mehreren Blickwinkeln betrachten. Die Spielmechanik ist im Grunde ein einfaches Laufspiel mit starken Anleihen aus Munchkin. Aufgrund des hohen Glücksfaktors beim Ziehen der Karten und Auswürfeln der Kämpfe und der zwangsläufig vom Spiel geforderten Interaktion, kann man seinen nächsten Zug de facto nicht vorplanen. Es ist also oft Warten auf die Mitspieler angesagt.

Auch wirklich taktische Varianten bieten sich nicht so viele (Welchen Gegner wähle ich, wo verstecke ich mich, …). Des Weiteren ist es notwendig, eine gewisse Anzahl an Spielern zu haben, da sonst der Spielplan einfach zu groß ist. Es sollten also mindestens drei Recken in der Arena sein. Das Spiel wird aus diesen Gründen durch seine Mechaniken nicht jeden überzeugen können.

Somit ist es wichtig, sich mit dem Thema identifizieren zu können. Da stellt sich die Frage, ist es hier ähnlich zu Munchkin gelungen, ein Thema zu karikieren? Da scheiden sich unserer Ansicht nach die Geister. Die Sprüche auf der Verpackung sind da schon grenzwertig (z. B. „Schiess auf alles was sich bewegt“), um das Spiel im Familienkreis auf den Tisch zu bringen.

Bleiben also erwachsene Spieler, welche einmal die analoge Variante ihres Hobbies Egoshooter ausprobieren möchten. Diese jedoch werden aufgrund der rundenbasierten Struktur des Spieles nicht das schnelle und taktische Spiel finden, welches sie vom PC her kennen.

Zusammengefasst bleibt zu sagen, das Frag ganz klar nicht jeden ansprechen wird und auch nicht für jeden geeignet ist. Wer sich aber mit dem Thema identifizieren kann und sich auf einen lockeren Spieleabend mit Freunden einlassen kann, bei dem nicht nur die Taktik sondern eher der Spass an der Sache im Vordergrund steht, der sollte sich Frag einmal anschauen.


Erscheinungsjahr: 2009
Verlag: Pegasus Spiele
Autor: Philip Reed und Russell Godwin
Spieler: 2-6
Dauer: ca. 30 Minuten
Altersangabe: ab 6 Jahren

Erhältlich in unserem WebShop: Shop der Spiele-Akademie

[Hinweis für Eltern]: Spiele wie Frag polarisieren und führen zu vielen offenen Fragen über die Ethik solcher Spiele. Schaden diese Spiele unseren Kindern und führen sie am Ende zu Realitätsverlust oder Abhängigkeit? Die Diskussion über diese Thematik wird bereits seit den 80er Jahren  insbesondere in Bezug auf Videospiele geführt. Wir vertreten die Ansicht, dass Kinder und Jugendliche sehr gut zwischen Spiel und Realität unterscheiden können und diesen Unterschied auch erlernen und erfahren sollten.

Zur Vertiefung des Themas empfehlen wir eine Studie der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, in der Chancen und Risiken von Computerspielen betrachtet werden. Die Studie behandelt insbesondere auch, welche Kompetenzen im Umgang mit Computerspielen vermittelt werden und ermuntert Eltern, ihre Kinder dabei nicht alleine lassen, sondern sich damit auseinandersetzen und ein Verständnis für manchmal komplexe Mechanismen solcher Spiele zu gewinnen.

>> Hier geht es zur Webseite der LFM:

 

 

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