In einer lateinischen Redewendung heißt es so schön: „PECUNIA NON OLET“ oder zu Deutsch: „Geld stinkt nicht“. Ziel des Spiels ist es, mit dem kleinen und großen Geschäft der Bewohner des alten Roms Geld zu verdienen, schließlich muss jeder früher oder später wieder auf die Toilette … pardon, natürlich muss es Latrine heißen! Je nach Person erhält man unterschiedlich viele Sesterzen, muss aber auch auf die Bedürfnisse der jeweiligen Bürgerschicht eingehen.

Manch einer wird jetzt sagen „Moment, das kommt mir irgendwie bekannt vor!“. In der Tat erschien PECUNIA NON OLET bereits im Jahr 2005. Mit der überarbeiteten Version „Geld stinkt noch immer nicht“ erhält der Spieler nicht mehr nur das Grundspiel, sondern gleich 5 Erweiterungen dazu. Ob sich der erneute Kauf lohnt und das Spiel noch immer Spaß macht, zeigt unser Test.

Was steckt drin

Wie bereits im Originalspiel liegen insgesamt 70 Römerkarten, 36 Aktionskarten, 6 Latrinen und Münzen (aus Pappe) und 80 Rundenmarker aus Holz bei.
Neu hinzugekommen sind 18 Karten von berühmten Persönlichkeiten, 12 neue Aktionskarten, 10 Ereigniskarten, 6 Karriereleitern (inklusive passenden Holzmarkern), 7 Gunstkarten und 18 Latrinenausbauten.

Das Spielmaterial kann sich also sehen lassen und fühlt sich üppig an. Leider enthält die Verpackung kein Inlay, sodass der Inhalt chaotisch umherfliegt. Warum man nicht wenigstens Tütchen oder Gummibänder beigelegt hat, bleibt mir ein Rätsel.

Spielablauf

Bevor ich zu den Erweiterungen komme, möchte ich kurz den Ablauf des Spiels erklären.

An den Grundregeln hat sich nichts geändert. Jeder Spieler fungiert als Latrinenbesitzer und möchte möglichst viele Sesterzen erwirtschaften. Dazu besitzt jede Latrine drei Sitzplätze, auf denen die Römer sitzen können. Zu Spielbeginn erhält jeder Spieler zwei Römerkarten, welche er auf den linken und rechten Latrinenplatz legt. Die verbrachte Zeit auf der Latrine wird mithilfe von Rundenmarkern angezeigt. Die entsprechende Anzahl steht auf der Römerkarte in der oberen linken Seite. Auch erhält der Spieler noch zwei Aktionskarten. Anschließend werden fünf Römerkarten gezogen und als Warteschlange unterhalb der Latrine platziert. Die Reihenfolge der gezogenen Karten darf dabei nicht verändert werden. Nun kann es auch schon losgehen. Eine Spielrunde besteht dabei immer aus vier Phasen:

1. Rundenmarker entfernen
Der aktive Spieler entfernt von jeder Römerkarte in seiner Latrine einen Rundenmarker und legt diesen in den Vorrat zurück.

2. Sesterzen kassieren
Liegt auf einer Römerkarte kein Rundenmarker mehr, so ist die Person mit ihrem Geschäft fertig und verlässt die Latrine. Gemäß der goldenen Ziffer auf der oberen rechten Seite der Römerkarte erhält der Spieler entsprechend viele Sesterzen.

3. Latrine neu besetzen
Sobald ein Latrinenplatz frei wird, muss er mit einem Römer aus der Warteschlange besetzt werden. Dabei gilt es zwei Besonderheiten zu beachten:
a) Senatoren wollen nicht neben Sklaven sitzen. Sollte beispielsweise der mittlere Platz frei sein, aber links ein Bürger und rechts ein Sklave sitzen, so darf der Senator, der in der Warteschlange ganz vorn steht, nicht in der Latrine platziert werden. Da die Warteschlange eingehalten werden muss, bleibt der Platz in dieser Runde frei.
b) Frauen dürfen zu zweit auf einen Latrinenplatz gesetzt werden (da sie sich sicherlich viel zu erzählen haben)

4. Aktionskarten ziehen
Aktionskarten können entweder dem Spieler helfen (bspw. Darf man die Reihenfolge der Warteschlange ändern oder Rundenmarker entfernen), aber auch andere Mitspieler schädigen (z.B. Karten austauschen, Römerkarten entfernen). Der Zeitpunkt des Ausspielens ist innerhalb des eigenen Zuges beliebig. Hat der Spieler seinen Zug beendet, so darf er eine Aktionskarte nachziehen. Anschließend ist der nächste Spieler an der Reihe.

Spielende
Zu Beginn des Spiels wird festgelegt, bei welcher Sesterzen Anzahl das Spiel endet. Eine Empfehlung findet sich in der Anleitung. Sobald ein Spieler diese entsprechende Anzahl gesammelt hat, gewinnt er das Spiel.

Erweiterungen
Kommen wir nun zu den Neuerungen, nämlich den 5 Erweiterungen (Module). Diese können unabhängig voneinander eingesetzt werden und geben dem Grundspiel mehr Tiefe. Damit nicht zu viele Regeln angewendet werden müssen, empfehle ich jedoch den Einsatz von maximal zwei Erweiterungen gleichzeitig.

Modul 1: Berühmte Römer
Mit dieser Erweiterung halten 18 historische römische Persönlichkeiten Einzug ins Spiel, welche zu den anderen Römerkarten hinzugemischt werden. Beim Verlassen oder Betreten einer Latrine lösen diese Römer (z.B. Julius Cäsar, Sklave Spartacus, etc.) besondere Aktionen aus.

Modul 2: Latrinenausbauten
Mit Hilfe von 18 Gegenständen (Ausbauten) lassen sich die einzelnen Latrinenplätze ausbauen. Auf diese Weise aufgewertete Plätze verschaffen dem Spieler mehr Sesterzen oder erlauben hilfreiche Aktionen.

Modul 3: Ereignisse
Wer kennt das nicht: Man sitzt gerade auf der Toilette und plötzlich klingelt der Postbote oder die Nudeln kochen über. Auch die Römer mussten oftmals schnell ihr Töpfchen verlassen, allerdings waren die Gründe eher Tumulte, Intrigen oder Feldzüge. Mit Hilfe dieser Erweiterung werden zu bestimmten Zeitpunkten Ereignisse ausgelöst, die alle Spieler betreffen. Dazu werden zu Spielbeginn Ereigniskarten gezogen und entsprechend viele Rundenmarker daraufgelegt. Die Spieler ziehen nun nicht mehr ihre Rundenmarker aus dem Vorrat nach, sondern nehmen diese von den Ereigniskarten. Sobald darauf kein Marker mehr liegt, wird das Ereignis ausgelöst.

Modul 4: Karriereleiter
Hierbei ändert sich die Siegbedingung. Man gewinnt nicht mehr, wenn man eine bestimmte Anzahl an Sesterzen gesammelt hat, sondern wenn man die Spitze der Karriereleiter erreicht hat. Jeder Stufe ist dabei ein Auftrag (z.B. Ein Sklave verlässt deine Latrine) und ein Geldbetrag zugeordnet. Der Spieler rückt eine Stufe weiter, wenn er entweder den Auftrag erfüllt oder den entsprechenden Betrag begleicht. Erwähnenswert ist, dass jeder Spieler eine andere Karriereleiter erhält, die sich in den einzelnen Aufträgen unterscheidet. Auch wird die aktuelle Stufe mit einem Holzmarker in Häufchenform angezeigt.

Modul 5: Gunst der Götter
Immer wenn ein Bürger die Latrine verlässt, bringt er im Tempel einer römischen Gottheit ein Opfer dar. Der Spieler tauscht dazu seine zu Spielbeginn erhaltene Gunstkarte mit der eines Mitspielers oder einer Karte in der Tischmitte aus. Die Gunstkarte gewährt dem Spieler eine besondere Aktion, die er in jedem eigenen Spielzug nutzen kann.

Fazit
Zu Beginn war ich etwas verunsichert, ob diese merkwürdige Thematik Spaß machen kann. Eines jedoch vorweg: Ja, es macht Spaß und wie!

Am Inhalt gibt es in der Neuauflage nichts auszusetzen. Die Karten sind zwar noch genauso gestaltet wie damals, doch fühlt sich das Spiel mit den ganzen Erweiterungen wesentlich fülliger an. Auch wurde an viele Details gedacht, beispielsweise ist der Karriereleitermarker in Häufchenform. Besonders toll finde ich zudem die berühmten Römerkarten, denn hier wurden tatsächlich geschichtliche Aspekte berücksichtigt.

Ein Beispiel: Der Senator Cicero gewährt beim Verlassen der Latrine für jeden anderen Senator sofort 1 zusätzliche Sesterze. Tatsächlich war Cicero für seine Eitelkeit und seinen Drang immer und überall im Mittelpunkt stehen zu müssen, bekannt. Oder auch der Bürger Maecenas, welcher im realen Leben sehr wohltätig war und auch im Spiel Sesterzen springen lässt. Hier gibt es ein deutliches Daumen hoch!

Einziger Mängel an der Ausstattung stellt für mich das fehlende Inlay dar. Wenigstens Tütchen oder Gummibänder hätte man beilegen können, um das Chaos in der Schachtel halbwegs zu beherrschen.

Die Grundvariante spielt sich sehr flüssig und schnell. Die Thematik wurde dabei sehr gut mit dem Spielmechanismus verbunden, was dafür sorgt, dass keine Langeweile aufkommt und das Spielgeschehen abwechslungsreich ist. Vor allem die Aktionskarten beeinflussen den Spielverlauf, da man sich selbst helfen, aber auch andere Spieler ärgern kann. Besonders bitter sind jene Aktionen, bei denen man Spieler zwingt, Latrinenbesucher ohne finanzielle Vergütung zu entfernen.

Dies erhöht die Spannung und die Abwechslung, mindert jedoch den Strategieanteil, da man nicht vorhersagen kann, welche Aktionen die Mitspieler planen.
Der Siegmechanismus ist relativ offen gehalten. Unserer Erfahrung nach empfehle ich, die vorgegebene Sesterzenanzahl für den Sieg um 5 bis 10 Sesterzen anzuheben. Auch ist es fairer, wenn die laufende Runde noch zu Ende gespielt wird, sodass jeder Spieler eine gleich hohe Siegchance besitzt.

Eine Partie dauert ca. 30 bis 60 Minuten, je nachdem, wie viele Erweiterungen man benutzt. Dabei ist das Grundspiel durchaus ab 8 Jahren spielbar. Möchte man zusätzlich noch Erweiterungen nutzen, kann dies für jüngere Spieler etwas zu viel an Regeln bedeuten, dies bleibt auszuprobieren.

Lohnt es sich das Spiel (erneut) zu kaufen?
Das muss natürlich jeder für sich entscheiden, ich würde es jedoch tun. Die Erweiterungen lassen sich zwar nicht einzeln kaufen, doch werten sie das Grundspiel gehörig auf und geben dem Spiel mehr Tiefe. Besonders das Modul „Latrinenbesitzer“, wo es Aufgaben zu bewältigen gibt, um die Karriereleiter empor zu klettern, bringt ein ganz neues Spielgefühl mit sich.

Wer PECUNIA NON OLET noch nicht kennt und ein Spiel für einen amüsanten Abend sucht, dem kann ich eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Aber auch die Spieler, die bereits 2005 zugegriffen haben, werden mit den Erweiterungen viel Spaß haben. Eventuell lässt es sich mit zwei Spielen auch mit mehr als 6 Personen flüssig spielen. Wer dies ausprobiert, darf gerne einen Kommentar hinterlassen 🙂

Name: PECUNIA NON OLET
Erscheinungsjahr: 2005 /2016 (zweite Edition)
Spieler: 2 – 6
Alter: ab 8 Jahren
Dauer: 20 – 40 min
Autor(en): Christian Fiore, Knut Happel
Verlag: Noris

Pecunia non olet
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2 Kommentare zu „Pecunia non olet

  • 07/08/2023 um 16:47 Uhr
    Permalink

    Wann es eine Neuauflage des Spiels geben wird, kann ich nirgendwo finden.

  • 24/05/2023 um 20:44 Uhr
    Permalink

    Wann komt eine neue Edition?
    Ich will das Spiel!

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