orongoGeheimnisvoll, sagenumwoben und majestätisch stehen die kolossalen Steinstatuen, genannt Moai, auf den Osterinseln. Ihr Zweck ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Vermutlich stellen sie berühmte Häuptlinge und Ahnen dar. Genauso umstritten ist die Errichtung dieser Kunstwerke, doch hier bringt Orongo ein wenig Licht ins Dunkel.

Um dieses Geheimnis aufzuklären reisen wir ungefähr 1500 Jahre in der Zeit zurück. Denn das ist die Zeit, zu der die ersten Moai errichtet wurden. Jetzt liegt es an uns, schnell einen geeigneten Bauplatz ausfindig zu machen und die ersten Steinstatuen zu bauen. Möge der schnellste Baumeister gewinnen!

Was steckt drin
Neben einem Spielplan der die Osterinsel aus der Luft zeigt, befinden sich mehrere hölzerne Moai, kleine Kunststoffmuscheln, transparente Chips, allerlei Ressourcenplättchen, ein Startspieler-Papp-Amulett und Sichtschirme in der Spielschachtel. Besonders stechen dabei die Moai und die Muscheln hervor, welche einen wertigen Eindruck und Lust zum Spielen hinterlassen.

Spielvorbereitung
Der Sichtschirm wird in der Mitte des Tisches ausgelegt und ein Moai als „Hauptmoai“ am oberen Spielrand platziert. Die Ressourcenplättchen werden gut erreichbar neben den Spielplan platziert und jeder Spieler erhält alle Chips seiner Wunschfarbe. Zudem nimmt sich jeder Spieler in Abhängigkeit der Spieleranzahl die im Regelheft aufgeführte Anzahl an Muscheln und Moai. Auch werden einige der Ressourcenplättchen zu Beginn aufgedeckt und auf das entsprechende Spielplanfeld gesetzt.

Spielverlauf
Ein Spiel geht über mehrere Runden, wobei zu Beginn jeder Runde als allererstes neue Ressourcenplättchen ausgelegt werden. Diese zeigen verschiedene Symbole an (z.B. Nahrung, einen Tempel, Vogelnest,…), welche später zum Errichten eines Moai benötigt werden. Sind alle Plättchen ausgelegt worden, beginnt die Bietphase. Jeder Spieler nimmt verdeckt eine beliebige Anzahl seiner Muscheln (bei 4 Spielern besitzt jeder Spieler beispielsweise 12 Muscheln) in seine Hand. Hat dies jeder getan, werden die Muschelgebote verglichen.

Wer die meisten Muscheln geboten hat, muss diese auf das Atoll legen, erhält als Belohnung jedoch drei Chips und das Startspieler-Amulett. Der zweitbeste Bieter erhält zwei Chips, darf seine Muscheln jedoch behalten. Wer mindestens eine Muschel geboten hat, bekommt einen Chip. Hat jemand nichts geboten, darf er sich alle Muscheln auf dem Atoll liegen in seinen Besitz nehmen.

In der dritten Phase dürfen die Spieler – beginnend beim Startspieler – ihre Chips auslegen. Ein Chip darf dabei auf ein beliebiges nicht belegtes Ressourcen- oder Palmenfeld gelegt werden. Palmenfelder dürfen jedoch nur belegt werden, wenn auf einem angrenzenden Feld bereits ein eigener Chip liegt.

Moai errichten
Um einen Moai zu errichten, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein. Zum Einen muss man eine zusammenhängende Gruppe eigener Chips von bestimmten Ressourcenfelder besitzen, beispielsweise zwei Mal Nahrung oder ein Vogelmann + ein Vogelnest. Zum Anderen muss in derselben Gruppe ein eigener Chip auf einem Palmenfeld am Küstenrand liegen. Auf diesem Palmenfeld darf dann ein Moai errichtet werden, jedoch auch nur, wenn man noch in der Lage ist, auf die verwendeten Ressourcenplättchen jeweils eine Muschel zu legen. Sollte dies nicht der Fall sein, darf man in der Legephase gar nicht erst einen Chip auf eines dieser Felder legen. Man muss deshalb genau überlegen, wo man einen Chip auslegen möchte und falls die beiden Bedingungen erfüllt werden, ob man noch genug Muscheln besitzt.

Spielende
Hat ein Spieler alle seine eigenen Moai errichtet, muss er noch den letzten „Hauptmoai“ bauen. Wem dies als Erstes gelingt, hat das Spiel gewonnen.

Wie spielt es sich
Orongo hat uns in den Testrunden insgesamt viel Spaß gemacht. Eine Partie vergeht wie im Fluge und ist durch die kurz gehaltenen Spielphasen flott spielbar. In keinem Moment kam Langeweile auf und das Spielmaterial ist ein Augenschmaus. Die weißen Muscheln in Kombination mit den hölzernen Moai sorgen für ein optisch gelungenes Bild, sobald sie den Spielplan zieren.
Spielverlauf Orongo

Hier stellt sich allerdings auch die erste Hürde in den Weg: Die Muscheln kugeln teilweise beim Platzieren fröhlich auf dem Spielplan herum. Nicht auszudenken was passiert, wenn ein Kind oder Mitspieler an den Tisch stößt, dann liegt keine einzige Muschel mehr an Ort und Stelle. Was jedoch wesentlich gravierender ist, sind die Ressourcenplättchen oder besser gesagt ihre Un-Unterscheidbarkeit vom Spielplan!

Die Plättchen bestehen aus dünner Pappe und sind farblich fast identisch mit den aufgedruckten Abbildungen des Spielplans. Dadurch kann man kaum erkennen, wo genau ein Plättchen liegt, es sieht einfach alles gleich aus. Selbst bei gutem Licht strengt diese Sucherei enorm an und lässt schnell Frust aufkommen. Von einem Familienspiel erwarte ich in diesem Punkt eine wesentlich bessere Übersichtlichkeit! Hier ging leider einiges an Potential verloren. Ich hoffe, in einer neuen Auflage wird dieser Mangel beseitigt.

Die Bietphase mit den Muscheln ist spannend. Häufig kam es vor, dass man zu viel geboten hat und einem die Muscheln ausgehen. Dieser Effekt ist beabsichtigt. Hier den perfekten Moment abzuwarten, um sich die Muscheln vom Atoll zu holen, bringt einen schnell ins Schwitzen.
Das Legen der Plättchen und Errichten der Moai klingt im ersten Moment etwas kompliziert, stellt sich jedoch als recht einfach dar. Hier kann man entweder für sich bauen oder seine Mitspieler ärgern, indem man ihnen wertvolle Ressourcen wegschnappt. Das hängt jedoch auch sehr davon ab, welche Plättchen zu Beginn gezogen wurden. Der Glücksfaktor ist insgesamt recht hoch, hält sich aber noch in Grenzen.

Mit 3 bis 4 Spieler funktioniert Orongo auch sehr gut, Abstriche macht das Spiel jedoch bei zwei Personen. Das Problem hierbei ist die Bietphase, wo nur selten Spannung aufkam. Es war mehr ein Hin- und Herwandern von Muscheln und Chips. Das lag daran, dass es nur einen Höchstenbietenden und einen Zweithöchstbietenden gab. Entweder hat man seine Muscheln abgegeben und 3 Chips erhalten oder seine Muscheln behalten und 2 Chips erhalten, was kaum einen Unterschied macht.

Fazit
Orongo möchte gern ein Familienspiel sein, das durch sein Thema und Material zum Spielen einlädt. Wären da nicht die Ressourcenplättchen die daraus ein Suchspiel machen, würde ich dem zustimmen. So jedoch bleiben sehr gemischte Gefühle.
Gelegenheitsspieler werden mit Orongo sicherlich glücklich sein, anderen werden die Abläufe jedoch zu glückslastig und routinemäßig vorkommen. Hier muss jeder für sich abwägen, ob er damit leben kann.

Erscheinungsjahr: 2015
Spieler: 2-4
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: 90 – 180 Minuten
Autor(en): Reiner Knizia
Verlag: Ravensburger

Orongo
Markiert in:     

Ein Kommentar zu „Orongo

  • 15/07/2015 um 23:31 Uhr
    Permalink

    Autor Reiner Knizia hat uns via Twitter mitgeteilt, dass die erwähnten Mängel beim Spielmaterial vom Ravensburger Spieleverlag inzwischen behoben worden sind:

    Reiner Knizia @ReinerKnizia twittert:
    „@SpieleAkademie Good news! Ravensburger have changed their original graphics for the tiles and all new games now have the improved tiles.“

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