In der Welt der Brettspiele kommt es schon einmal vor, dass sich Völker um eine viel zu kleine Welt kabbeln. Was passiert aber dann, wenn die Welt nicht nur klein, sonder winzig ist? Dieser Frage können wir im Spiel Winzige Weltreiche auf den Grund gehen.
Scott Almes übergibt zwei bis fünf potentiellen Herrschern, die Regentschaft über ein eigenes winziges Reich. Damit ist es nun an uns, mächtige Zaubersprüche zu erlernen, beeindruckende Türme zu errichten und ein echtes Weltreich zu schaffen. Wieviel Spiel und Spaß steckt denn nun in der kleinen Schachtel? Wir schauen es uns an.
Was steckt drin?
In der kleinen, äußerst stabilen Box steckt überraschend viel Material. Die Spieler können aus 13 Völkern wählen, die alle eine eigene, große Völkerkarte haben. Mit ihrem Volk können Sie sich auf acht doppelseitig bedruckten Gebietskarten niederlassen.
Als Untergebene stehen jedem Herrscher sieben kleine Meeples zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es noch Holzmarker für den Turmbau, die Magie, die drei Rohstoffe und den Startspieler. Außerdem sind eine zentrale Aktionswahlkarte, die Turmbaukarte und zwei 12-seitige Würfel enthalten.
Alle Komponenten haben eine ausgesprochen gute Qualität und die Illustrationen verdienen ein besonderes Lob. Sie sind in einem sehr schönen Comicstil gestaltet und wem sein kleines Bildchen auf der Völkerkarte nicht genügt, kann diese einfach einmal umdrehen und wird dort noch einmal ein großes und stimmungsvolles Motiv zur Einstimmung finden. Ein nettes Detail ist auch, dass sich im Schachteldeckel noch einmal ein Gruppenbild aller Völker findet. Damit aber genug der Lobhudelei. Es ist ja immer noch ein Spiel und kein Kunstwerk. Wie spielt es sich also?
Wie funktioniert’s?
Zu Beginn bekommt jeder Mitspieler ein Volk und ein kleines Reich. Nachdem dort schon einmal zwei Meeples auf einem Gebiet eingezogen sind und die Startrohstoffe gewählt sind, kann es auch schon losgehen.
Das Ziel des Spieles ist es, möglichst viele Punkte zu sammeln (welch eine Überraschung). Wofür gibt es denn Punkte? Die Spieler können sich dafür auf drei Bereiche konzentrieren. Jeder eingesetzte Gefolgsmann, jede erforschte Magiestufe und die errichtete Stufe auf der Turmbaukarte bringen Punkte. Darüber hinaus ist es noch möglich, Sonderpunkte für eroberte Hauptstädte oder völkerspezifische Ziele zu erringen.
Wie kann man diese Ziele erreichen. Ist man am Zug, darf man eine der sechs Aktionen der Aktionskarte wählen und diese mit einem Schild markieren. Dabei darf jede bereits markierte Aktion nicht noch einmal gewählt werden. Ist die Karte bereits voll, wird sie abgeräumt und man darf wieder frei wählen. Ist die Entscheidung auf eine Aktion gefallen, darf man diese ausführen oder passen. Damit ist die Runde aber noch nicht vorbei. Im Uhrzeigersinn dürfen nun auch alle anderen Spielern die Aktion ausführen oder sie erhalten Rohstoffe passend zu den besetzten Gebieten.
Welche Aktionen gibt es? Über die Aktionen „Patroullieren“ und „Kundschaften“ kann man sich auf der eigenen Gebietskarte ausdehnen oder seine Schergen in die Gebiete der Mitspieler entsenden. Durch „Bauen“ kann man Stufen auf der Turmbaukarte errichten, mit „Forschen“ entdeckt man Magiestufen, durch „Vermehren“ erhält man neue Bedienstete und zu guter Letzt kann man noch durch „Handeln“ Güter gegeneinander tauschen. Kurz – alles was man zum Errichten eines Weltreiches braucht, ist möglich.
Ein wichtiges Element ist noch der Kampf. Zu keiner Zeit dürfen in einem Gebiet mehr als zwei Meeples stehen. Gebiete mit zwei Bediensteten sind also sicher. Rückt man aber in ein Gebiet mit nur einem Meeples vor, kommt es zum Kampf. Jetzt kommen die Würfel zum Einsatz. Diese werden aber nicht einfach geworfen. Jeder der Kontrahenten kann nun verdeckt wählen, wie viele seiner Güter er für den Kampf einsetzen will und stellt die Summe auf dem Würfel ein. Dann wird aufgedeckt und wer die größere Menge gesetzt hat gewinnt den Kampf.
So planen und agieren die potentiellen Weltherrscher, bis ein Spieler die fünfte Magiestufe entdeckt, die sechste Stufe des Turmes gebaut oder sein siebtes Meeples eingesetzt hat. Dann wird noch so lang weiter gespielt, bis die Aktionskarte voll ist und es gewinnt der Spieler, der die meisten Punkte erringen konnte.
Macht es Spaß?
Die Regeln der Winzigen Weltreiche sind einfach und übersichtlich. Man ist schnell im Spiel und bleibt auch bis zum Schluss gefesselt. Die schnelle Wahl der eigenen Aktionen und die Beteiligung der Mitspieler sorgt dafür, dass es nur wenig Wartezeiten gibt.
Besonders überrascht hat uns, dass trotz der einfachen Regeln erstaunlich viel Spieltiefe in der kleinen Packung steckt. Alle Völker haben andere Eigenschaften und Ziele (Magie) Damit spielen sie sich teilweise sehr unterschiedlich und bieten so einen hohen Wiederspielreiz.
Aber auch über die Völker hinaus gibt es unterschiedlichste Wege zum Ziel. Will ich viele Bedienstete oder konzentriere ich mich auf den Turmbau und wie kann ich das Erforschen der Magie dazwischenschieben? Dabei steht auch immer die Frage inwieweit mich meine lieben Nachbarn in Ruhe lassen. Interaktion und Konflikte sind auch ein wichtiges Element im Spiel. Alles in allem fühlt es sich wie ein ausgewachsenen Zivilisationsspiel an.
Fazit
Mit Winzige Weltreiche hat Scott Almes bewiesen, dass ein gutes Zivilisationsspiel keine riesige, tonnenschwere Schachtel und ein hundertseitiges Regelwerk braucht. Auch die Spielzeit ist mit ca. 30 bis 60 Minuten überschaubar. Dennoch hat man viele spannende, strategische Entscheidungen zu treffen.
Ein großes Lob verdient der Schwerkraft-Verlag auch für die Produktion. Das Material ist allererste Klasse und die Illustrationen sind schön und müssen die „großen“ Konkurrenten nicht fürchten. Wer also auf der Suche nach einem kleinen, kurzweiligen Zivilisationsspiel ist, kann hier bedenkenlos zugreifen.
Verlag: Schwerkraft Verlag
Autor: Scott Almes
Illustrator: William Bricker
Spieler: 2 – 5
Alter: ab 14 Jahre
Dauer: ca. 30 – 45 Minuten
