Mit dem Titel “Im Wandel der Zeiten” verbinden wir Großes. Das originale, gleichnamige Zivilisations – Spiel von Vlaada Chvatil ist in seiner zweiten Version seit langer Zeit die Nummer 2 der ewigen Bestenliste bei Boardgamegeek und gerade als App erschienen. Nun sehen wir aber nur eine kleine Schachtel vor uns. Darin enthalten: ein Kartenspiel mit selbigem Namen, aber anderem Autor.

Schauen wir uns die Karten etwas genauer an. Als erstes fällt ins Auge, dass keine der Karten eine einheitliche Rückseite hat. Das liegt daran, dass die Karten eine Doppelfunktion haben. Auf der einen Seite sind sie Ressource, auf der anderen sind sie eine Technologie. Wie es sich bei Civilization – Spielen gehört, bauen sowohl Ressourcen als auch Technologien aufeinander auf. Mit Nahrung, Eisen und Lasttieren entwickelt man einfachere Technologien wie die Karawane, Philosophie oder den Schwertkämpfer. Mit Öl, Erde (Wahrscheinlich ist Globalisierung gemeint) und Weltraumtechnik kommen dann die neuzeitlichen Technologien wie Computer, Flugzeuge oder das Atom-U-Boot zum Zuge.

Wem es gelingt, bei der Entwicklung der Zivilisation bestimmte Bedingungen zu erfüllen, der kann zudem ein Monument erwerben, das bei Spielende zusätzliche Siegpunkte bringt. Dies kann sogar spielentscheidend sein.

Vor Spielbeginn muss eine Entwicklungspyramide auf dem Tisch ausgelegt werden. Wir können dabei eins von zwei Szenarien auswählen. Im Themenset “Eine neue Welt” ist dabei etwas weniger interaktiv als das Szenario “Siegeszug der Vernunft”. Zudem werden die Monumente in Variante 1 etwas vereinfacht vergeben. In “Siegeszug der Vernunft” müssen die Spieler zuerst genügend Ruhm erlangen, um ein Monument in Besitz nehmen zu können. Beide Themensets lassen sich aber auch miteinander kombinieren bzw. vermischen.

Die einfachen Technologien befinden sich dabei ganz unten, komplexere ganz oben. Grundsätzlich darf jede Karte in der Pyramide gekauft werden, sofern die nötigen Rohstoffe dafür aufgebracht werden können. Die Spieler erhalten ein Grundset an Karten mit einfachen Technologien wie Landwirtschaft und Bergbau. Als Rohstoffe stehen zunächst nur Nahrung und Eisen zur Verfügung

Der Spielablauf besteht aus verschiedenen Phasen. Der aktive Spieler legt eine Ressource aus, danach eine Technologie, die er auch anwendet. Als Nächstes darf er eine Karte aus der Pyramide kaufen. Um sie zu bezahlen, dreht er die benötigten Rohstoffkarten auf ihre Technologie- Seite, ohne die Technologie anzuwenden. Dieser Mechanismus ist etwas gewöhnungsbedürftig. Am Besten ist es, die verwendeten Karten wie einen Ablagestapel anzusehen. Ganz stimmt dies jedoch nicht, denn die sichtbaren Militärsymbole zählen bei der Ermittlung der Militärstärke dazu.

Neben der Militärstärke gibt es noch zivile und taktische Technologien. Letztere können auch zur militärischen Stärke beitragen. Manche von Ihnen sind Reaktionskarten, die aus der Hand gespielt werden können, wenn es zu einem Angriff kommt. Erreicht man dadurch mindestens die gleiche Militärstärke wie der Angreifer, gilt man als Unbesiegt und kann so möglichen Schaden abwenden.

Nach der Kaufphase folgt eine Art Ordnungsphase. Wenn der aktive Spieler weniger als zwei Karten auf der Hand hat, darf er jetzt seine “Ablage” wieder vollständig auf die Hand nehmen. Das bewirkt allerdings,dass er dadurch zwischenzeitlich seine gesamte militärische Stärke verliert. Außerdem wird geprüft, ob ein Spieler eine Bedingung für den Bau eines Monumentes erfüllt hat.

Das Spielende kann auf dreierlei Arten erreicht werden. Entweder, ein Spieler erreicht als erster 15 Siegpunkte auf seiner Zählanzeige, oder alle Monumente sind erbaut worden, oder die drei Weltraum – Technologien sind entwickelt. Nun werden alle Siegpunkte zusammen gezählt. Quellen für Siegpunkte können neben der Punkteanzeige noch Monumente und auch Zivilisationskarten, insbesondere zivile, sein.

Fazit

Auf der kleinen Schachtel von “Im Wandel der Zeiten – Das Kartenspiel” hat Pegasus den Hinweis “Kenner” angebracht. Das ist trotz der Kompaktheit des Spiels nicht übertrieben. Das Spiel offenbart erstaunliche Spieltiefe und auch so manche Falle, in die man tappen kann. Wer beispielsweise versäumt, Technologien zu kaufen, die auf der Rückseite die Ressource “Kohle” haben, dem kann es passieren, dass er in seine Entwicklung stecken bleibt. Im Spielverlauf ist so eine Unachtsamkeit kaum aufzuhalten.

Militärische Karten haben insbesondere im zweiten Szenario eine deutliche Präsenz. Das liegt wohl daran, dass die Spielidee des taiwanesischen Autors Jesse Li im Kriegsspiel “Guns & Steel” seinen Ursprung hat. Dennoch kommt es nicht zwingend immer zu einem Militärsieg. Die zivilen Karten sind ausgewogen genug, um auch mit ihnen die meisten Siegpunkte zu erzielen.

Auch die Spielanleitung ist eher auf dem Niveau der Erklärbär-Kenner. Sie bietet alle wichtigen Informationen, um das Spiel zu erlernen, ist aber leider etwas “holprig” verfasst. So werden wichtige Begriffe wie “Erschöpfen” und “Ausspielen” nicht immer klar getrennt. Insgesamt hätten wir uns auch bei den Bezeichnungen mehr Eindeutigkeit und Nachvollziehbarkeit gewünscht. Statt den Technologien “Zivil” “Taktik” und “Angriff” wäre uns so etwas wie “Kultur” “Politik” und “Militär” analog zu anderen Civ – Spielen lieber gewesen. Überhaupt wird der Begriff “Technologie” sehr schwammig verwendet, denn auch die einzelnen Zivilisationskarten beinhalten Technologien.

Nichtsdestotrotz ist im Wandel der Zeiten – Das Kartenspiel ein vollwertiges Zivilisations- Entwicklungsspiel, das mit kleinem Volumen das Gefühl der großen Zivilisationsspiele in unerwartetem Maß wiedergibt. Die uns bisher bekannten Civilization – Spiele haben alle eine Spieldauer von mindestens 3 Stunden. Das Kartenspiel verspricht uns eine moderate Spielzeit von ca. einer Stunde. Das kompakte Format ist absolut gut geeignet, um das Spiel mit auf Reisen zu nehmen.

Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: Pegasus Spiele
Autor:  Jesse Li
Spieler: 2-4
Alter: ab 12 Jahre
Dauer: ca.  60 Minuten

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Im Wandel der Zeiten – das Kartenspiel
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