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Es ist Fußball – WM und die Schweiz ist qualifiziert. Das ist ein guter Grund, als Beiprogramm zu Grillen und Fußball schauen ein Brettspiel mit Fußball Thema auf den Tisch zu bringen.

In Helvetia Cup treten Mannschaften aus der Fantasy Welt gegeneinander an. Die Spieler übernehmen als Trainer und Manager die Aufstellung der Mannschaft und die Durchführung eines Spiels, das in einer leichteren Familienversion und einer komplexeren Expertenversion gespielt werden kann.

Helvetia Cup hat den Anspruch, eine echte Fußball Simulation zu sein. Daher kommen viele Details aus dem großen Vorbild vor, selbst Abseits  Die Spieler haben als Mannschafts-Coach einige Stellschrauben, mit denen sie Strategie und Taktik bei einer Partie beeinflussen können. Über den Spielverlauf entscheidet aber weitgehend der Würfel

Das fängt an mit der Mannschaftsaufstellung. Erlaubt sind ein Torwart, ein Captain und vier weitere Feldspieler. Da alle Spieler unterschiedliche Charaktereigenschaften haben, fällt es dem Coach zu, die Startmannschaft auszuwählen und auf dem aus diversen Hexaedern bestehenden Spielfeld zu platzieren.

helvetia-cup1In der Familienversion verfügt jeder Spieler über zwei, in der Expertenversion über 8 verschiedene Attribute, die Einfluss auf das Spiel haben können. Hier machen die Autoren Anleihen beim klassischen Rollenspiel und lassen eine geglückte Aktion durch W-20 Würfelproben auf die geforderte Eigenschaft eines Spielers ausführen.

Schauen wir uns nun den Spielverlauf an: Ein Spielzug besteht aus zwei Phasen:

1. Verschiebung

2. Aktionen

Genau genommen haben wir zwei Kategorien von Aktionen. Zunächst wird immer geprüft, ob ein Verteidiger eine Aktion ausführen kann, danach ist der Angreifer an der Reihe.

Außerdem erinnern wir uns an Sepp Herberger: “Ein Spiel dauert 90 Minuten”. auf einer Zeitleiste wird die Spielzeit festgehalten. Nach jedem Tor und jedem Ballbesitzwechsel entscheidet ein Zeitwürfel darüber, ob, 3,6 oder 9 Minuten vergangen sind.

wir haben also im eigentlichen Sinn  4 Phasen:

1. Verschiebung

2. Verteidiger-Aktionen

3. Angreifer-Aktionen

4. ggfs. Zeitwürfel verwenden

In der Verschiebungsphase geht es um die Positionen der Spielfiguren. Diese werden zunächst auf das Spielfeld gestellt und  dürfen dann um genau ein Feld weitergerückt werden. Durch Verwendung eines “Boost” kann zudem ein weiteres Feld erreicht werden. An den Rändern des Spielfelds befinden sich “Flankenfelder”, die ebenfalls eine kostenlose Weiterbewegung einer Spielfigur ermöglichen. Sind alle angreifenden Figuren bewegt, darf der verteidigende Spieler ebenfalls mit Verschiebungen reagieren.

In der sich jetzt ergebenden Spielsituation dürfen die Spieler nun Aktionen ausführen. Der verteidigende Spieler beginnt, darf aber nur dort eine Aktion tätigen, wo einer seiner verteidigenden Spieler auf den ballführenden Spieler trifft.  Er hat nun die Wahl zwischen

– Ball abnehmen

– Tackling und

– den Gegner stören durch Druckaufbau

Der Erfolg der Aktion “Ball abnehmen” wird nun mit dem W20 ermittelt. Der verteidigende Spieler besitzt einen bestimmten Wert für Verteidigung und muss nun mindestens niedriger oder gleich diesem Wert würfeln. Bei Misserfolg darf nun der Angreifer eine seiner Aktionen ausführen.

Mit der Verteidiger – Aktionen “Tackling” wird ggfs. ebenso verfahren, jedoch mit anderen Folgen. Tackling ist eine aggressivere Form und lässt dem Angreifer im Gegensatz zur ersten Aktion keine Reaktionsmöglichkeit. Hier kann es allerdings zu einem Foul und sogar zum Erwerb von gelben oder roten Karten kommen.

Die “Druckaufbau” –  Fähigkeit  ist keine Aktion im eigentlichen Sinn, sondern nur eine Fähigkeit, die dem Angreifer einen Pass oder Schuss erschwert. Der Druckaufbau wert wirkt sich dabei negativ auf den Würfelwurf des Angreifers aus.

Der Angreifer hat indes mehr Optionen: Kurzpass, langer Pass, Direktabnahme, Kopfball und, am wichtigsten der Torschuss. Bis auf den Torschuss funktionieren diese Aktionen ebenfalls mit einer W-20-Talentprüfung und einigen abgewandelten Sonderregeln.

Der Torschuss hängt von mehreren Faktoren ab. Zunächst bildet die Torschuss Fähigkeit wieder die Basis für die Talentprüfung per Würfel. Zudem wird nun die Entfernung des Schützen zum Tor berücksichtigt. Je grösser der Abstand, desto ungenauer der Schuss. Auch die Platzierung des Balles im Tor hat unterschiedliche Abzüge. In die Mitte zu schießen ist leichter, als in den Winkel.

Zur Bestimmung der Schussrichtung  markieren beide Spieler verdeckt einen oder mehrere der sechs möglichen Bereiche im Tor. Stimmt der Schuss Bereich mit dem des Torwarts überein, gilt der Ball als gehalten. Andernfalls muss nur noch per Würfel geprüft werden,  ob der Ball das Tor trifft oder nicht.

helvetia-cup2In Helvetia Cup steckt viel fußballerisches Regelwerk. Gepaart mit den beiden niedlich aussehenden Miniaturen-Mannschaften “Zwerge” (hier “die Verrückten” genannt vs. “Drachen” ergibt sich tatsächlich eine annehmbare Simulation, wobei die Familienversion allenfalls als Einstiegspartie genutzt werden wird. Der Reiz liegt eindeutig in den Talentprüfungen in der Expertenvariante. Schafft ein Spieler mit seiner Fähigkeit den Pass, Schuss oder Kopfball, gibt es ein Foul oder gar eine Verletzung?

Tore fallen eigentlich in der zur Verfügung stehenden Spielzeit eher wenig, da dies leider stark vom Würfelglück abhängig ist, aber der Spielverlauf bis zum Torschuss ist schon sehr unterhaltsam.

Wer das Spiel und seine Abläufe  gut verinnerlicht hat, der kann ein wenig Abwechslung mit den Power- und Legendkarten hereinbringen. Diese Karten werden einmalig im Spiel verwendet und haben positiven Einfluss auf den aktuellen Spielverlauf. Wer Helvetia Cup im Turniermodus spielen möchte, kann die beigefügten Turnier- Notizblöcke verwenden, um sämtliche Statistiken festzuhalten.

Wir würden Helvetia Cup eigentlich uneingeschränkt an Freunde von Simulationsspielen weiterempfehlen, wenn da nicht die grausige Spielanleitung wäre. Dass sie voller Rechtschreib- und Übersetzungsfehler ist, halten wir dabei noch für das kleinste Übel. Viel schlimmer ist die mangelnde Typologie der einzelnen Regelbereiche und die fehlende Detailbeschreibung der grafischen Symbole. Stattdessen wird eine sehr pathetische Sprache verwendet, die es aber leider nicht auf den Punkt bringt.

Ganz wesentlich für das Erlernen des Spiels in der Expertenvariante ist die Ikonologie. Hier fehlt eine Symbol-Übersicht in der Anleitung gänzlich. Will man die Bedeutung eines Symbols erfahren, muss man die Anleitung umständlich bis zur entsprechenden Regelbeschreibung durchblättern. Das ist sehr unübersichtlich und mühsam.

Auch die auf dem Spielfeld abgebildete Aufprallschablone für den langen Pass ist nur mangelhaft erklärt. Die Spielanleitung verfolgt zwar den Ansatz, neben der ausführlichen Beschreibung auch eine Schnellspielregel mitzuführen, jedoch ist ein so wichtiges Element wie die Aufprallschablone überhaupt nicht in der ausführlichen Anleitung erwähnt.

Einen positiven Aspekt haben wir in der Spielanleitung aber doch gefunden. Die Regel ist eingebettet in ein sehr amüsantes Interview in original Schweizerdeutsch durchgeführt von einem berühmten Radioreporter namens Wili Tella, angelehnt an die Ereignisse in Bern 1954.

Der Verlag hat angekündigt, für das 2012 erschienene Spiel weitere Mannschaften herauszubringen. dies ist zu begrüßen, jedoch empfehlen wir dringend, vorher ein vollständig strukturiertes Regelwerk aufzusetzen, damit das Potential dieses eigentlich gut gemachten Fußball-Sim-Spiels entdeckt werden kann.

Erscheinungsdatum: 2012
Spieler: 2
Alter: ab 10 Jahre
Dauer: ca 45 min
Autor(en): Frank Crittin, Grégoire Largey
Verlag: Helvetia Games

Helvetia Cup
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