Wer hat nicht schon einmal davon geträumt selbst Entdecker oder Abenteurer zu sein und den Geheimnissen und Mythen der Welt auf den Grund zu gehen? In Expedition wird dieser Traum in Form eines Brettspiels zumindest fast Wirklichkeit. Ziel ist es, die faszinierendsten und geheimnisvollsten Orte der Welt zu bereisen und mehr darüber zu erfahren.

„Moment mal, das kommt mir bekannt vor“, werden einige sagen. Expedition ist keine komplette Neuentwicklung, sondern basiert auf dem gleichnamigen Brettspiel aus dem Jahre 1995. Zehn Jahre später im Jahr 2005 wurde der Klassiker nochmals neu verlegt und ist somit aktuell in der 3. Auflage erhältlich. Doch kann ein so altes Spiel auch heute noch überzeugen?

Was steckt drin
Der Spielplan von Expedition zeigt eine Weltkarte mit insgesamt 80 interessanten Orten / Expeditionszielen. Weiterhin liegen dem Spiel 80 Expeditionskarten, 30 Ortsmarker, 30 Reisetickets und 135 Expeditionspfeile (je 45 Stück pro Farbe) bei. Ein Schachtel-Inlay sucht man leider vergebens, so dass man sich mit Plastiktütchen zur besseren Verstauung behelfen muss. Was an der Stelle sofort auffällt, sind die Expeditionskarten. Diese weisen neben einer Zeichnung und der Kartenfarbe auch einen kurzen Informationstext zu dem jeweiligen Ort auf.

Spielvorbereitung
Der Spielplan wird in die Tischmitte gelegt. Die Expeditionspfeile werden getrennt nach Farben für alle gut erreichbar ebenfalls auf dem Tisch platziert. Zu Beginn erhält jeder Spieler 5 Expeditionskarten. Auf diese 5 Orte legt er seine persönlichen Ortsmarker. Die Kartenfarben geben dabei eine grobe Orientierung vor, wo ungefähr bzw. auf welchem Kontinent der Ort auf der Karte zu finden ist. Nachfolgend ziehen alle Spieler je nach Spieleranzahl weitere Expeditionskarten auf die Hand und nehmen sich drei Reisetickets.

Spielverlauf
Ziel des Spiels ist es, mit Hilfe von Expeditionspfeilen an verschiedene Orte auf der Welt zu reisen, die man als Karten auf der Hand hat. Dabei spielt es keine Rolle, mit welcher Expedition dies gelingt oder wer gerade einen Pfeil angelegt hat. Alle Spieler spielen gleichzeitig mit allen drei Expeditionen.

Wer am Zug ist, darf eine beliebige Expedition mit der entsprechenden Pfeilfarbe verlängern und bis zu zwei Reisetickets spielen. Oder aber, man setzt aus und erhält ein kostenloses Reiseticket.
Sollte man selbst oder ein Mitspieler einen Pfeil zu einem Ort legen, dem man als Karte auf der Hand hat, so darf man die Karte sofort vor sich auslegen. Sollte man sogar einen eigenen Ortsmarker erreicht haben, so wird auch dieser vor sich abgelegt.

Pfeile anlegen
Expeditionspfeile dürfen immer nur am Endpunkt des vorherigen Pfeils angelegt werden. Einzig zu Spielbeginn gilt diese Regel nicht, alle Expeditionen starten in Berlin. Verschiedenfarbige Expeditionen dürfen die gleichen Wegstrecken nutzen, ansonsten darf eine Wegstrecke für dieselbe Expedition nicht noch einmal benutzt werden. Hin und wieder kann es (absichtlich) vorkommen, dass eine Schleife gelegt wurde. In diesem Fall muss der aktive Spieler sofort einen weiteren Pfeil an diese Expedition anlegen, sodass sie wieder einen eindeutigen Endpunkt besitzt.

Sonderfelder
Neben Orten findet man auch blaue und gelbe Sonderfelder auf dem Spielplan. Endet ein Pfeil auf einem blauen Feld, so darf der Spieler sofort einen weiteren, gleichfarbigen Pfeil anlegen. Erreicht man hingegen ein gelbes Feld, so erhält man ein Reiseticket.

Reisetickets
Die Reisetickets sind eine Art Joker. Setzt man es ein, darf man entweder einen weiteren Expeditionspfeil anlegen, einen Pfeil entfernen (immer den Endpfeil), eine Expeditionskarte der Hand mit einer aus dem Nachziehstapel tauschen oder eine Expeditionskarte ablegen, falls die Expedition bereits weiter gereist ist. Man darf nämlich nur Karten sofort ablegen, solange sich die Expedition gerade an diesem Ort befindet (Endpfeil).

Spielende
Sobald ein Spieler seine letzte Expeditionskarte von seiner Hand abgelegt hat, wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt. Danach ermittelt jeder seine Siegpunkte:
Für jede abgelegte Karte / jeden eigenen erreichten Ortsmarker, erhält der Spieler einen Siegpunkt. Für jede Handkarte und jeden eigenen Ortsmarker auf dem Spielplan, erhält man einen Minuspunkt. Wer die meisten Siegpunkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Fazit
Mir persönlich gefällt vorallem die Illustration, welche in Sepia-Farbtönen gehalten ist. Dadurch wirkt das Spiel nostalgisch-rauh und angealtert, was zu der Thematik gut passt. Einzig die Plastikpfeile passen mit den strahlenden Farben nicht in das Flair hinein und wirken etwas grell. Auch hat der Sepialook einen Nachteil, der sich bei den Ortsmarkern zeigt. Auch diese sind weitestgehend farblos gestaltet und zeigen nur unterschiedliche Symbole auf (Sextant, Kompass, Feder, etc.). Es ist dadurch enorm schwierig, seine eigenen Ortsmarker von denen der Mitspieler zu unterschieden, da alles gleich aussieht. Hier hätte ich mir farbige oder zumindest besser unterscheidbare Marker gewünscht!

Eine tolle Idee ist es, auf der Karte einen kleinen Informationstext zu dem jeweiligen Ort abzudrucken. So lernt man noch etwas dazu, was besonders für Kinder pädagogisch wertvoll ist. Leider muss man sehr lange suchen, bevor man den Ort überhaupt auf dem Spielplan entdeckt hat. Hier wäre eine aussagekräftige Hilfe (nicht nur ein Farbhilfe), ähnlich wie bei Zug und Zug, wünschenswert gewesen.

Der Spielmechanismus ist aufgrund der einfachen Regeln schnell erklärt, was insbesondere Familien und Wenigspieler anspricht. Was vor über 20 Jahren gut funktioniert hat, funktioniert auch heute noch gut. Pfeile anlegen, um damit bestimmte Ziele zu erreichen ist simpel und macht Spaß. Leider ist mir persönlich der Glücksanteil zu hoch. Besonders bei einer hohen Spieleranzahl lassen sich die Expeditionen selbst kaum steuern. Ich würde daher eine Spieleranzahl von 3 bis 4 Personen empfehlen. Der Glücksanteil macht sich auch zu Beginn deutlich bemerkbar. Manche Spieler können ihre Ortsmarker auf sehr nahegelegene Orte bezüglich des Startpunktes legen, wohingegen andere eher Orte sehr weit weg ziehen. Sicherlich gleicht sich das mit den weiteren Nachziehkarten aus, kann jedoch schon mal frustrierend sein.

Was uns nicht gefallen hat, ist die Siegbedingung. Wer alle Karten ablegt, leitet das Spielende ein. In unseren Partien hat dieser damit jedoch auch immer gewonnen. Schöner wäre es, wenn jeder die Chance auf einen Sieg hat. Auch zählen die Ortsmarker quasi doppelt (1 Punkt für den Marker und 1 Punkt für die Karte, da sie zu Beginn nicht abgelegt wurde), doch das wirkt sich nicht aus, da man ja alle Karten abgelegt haben muss, um das Spielende einzuleiten. Somit hat man auch immer alle Ortsmarker eingesammelt. Hier hätte man sicherlich mit einer raffinierteren Siegbedingung mehr Spannung erzeugen können. Auch die Expertenregeln, wo beispielsweise die Ortsmarker selbst auf einen beliebigen Ort gelegt werden können, ändern den Spielfluss nicht wesentlich.

Strategen dürfte das Spiel weniger ansprechen, da der Glücksanteil hoch und die Siegbedingung recht simpel gehalten ist. Wer ein einfaches Spiel für die Familie sucht, bei dem man auch noch etwas dazu lernen kann oder wer nur gelegentlich spielt, dem kann ich Expedition jedoch uneingeschränkt empfehlen.

Name: Expedition
Spieler: 2-6
Alter: ab 8 Jahren
Dauer: 30 min
Autor(en): Wolfgang Kramer
Verlag: Amigo

Expedition
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