essen2014Endlich finden wieder die internationalen Spieltage in Essen statt, die mit mit seinen Neuheiten traditionell den Anfang eines neuen Spielejahrganges bilden und daher immer mit großer Spannung erwartet werden. Die Messehallen in Essen werden zu einem wahren  Mekka der Brettspielfans aus aller Welt.

Tag 0 (Mittwoch, Pressetag der Messe)

In diesem Jahr nehmen wir erstmals an der offiziellen Pressekonferenz der Spiel teil. Keine sehr spannende Veranstaltung, da die Fakten ja schon im Netz nachzulesen waren.  Was wir wissen müssen: wir haben es in diesem Jahr mit rund 850 Neuheiten zu tun. Die Umsätze für Spiele waren im vergangenen Jahr stabil und haben Potential, im kommenden Jahr zu steigen.

Bei einer frischen Fischsuppe erfahren wir , dass es zwei Spiele gibt, die die Spielemesse Essen selbst zu Thema auserkoren haben, eines davon mit Fokus auf dem Einkaufen von Spielen, das andere mit dem Fokus auf das Ausstellen. Die Träger des Deutschen Spielepreis (Russian Railroads und Feuerdrachen) und der Essener Feder für die beste Spielregel  (Die Anleitung von Abluxxen)  werden vorgestellt.

Die Neuheitenschau ist dann ein echtes Erlebnis. Viel Trubel, viele Fernsehteams und unzählige mehr oder weniger schön inszenierte Spiele-Neuheiten. Es wird wieder deutlich, wie viel eine dunkle farbige Unterlage bei der Präsentation eines Spiels ausmacht. Einige der Spiele haben einen prominenten Paten.

Starkoch Steffen Henssler stellt das vom ihm mitentwickelte “Hensslers Küchenralley” vor. Der ehemalige Gewichtheber und jetzige Motivationstrainer Matthias Steiner stellt die allein spielbaren Solitärspiele von ThinkFun vor. Und Norbert Heisterkamp, einer der 7 Zwerge, ist auch zu sehen, um die Pegasus-Lizensierung “der 7. Zwerg” einem Zocker-Würfelspiel zu präsentieren.

Tag 1 (Donnerstag)

Die Lokführer der Bahn streiken. Wir müssen mit dem Auto anreisen. Überhaupt: Es gibt keine klassischen Eisenbahnspiele, jedoch einen Hybrid-Versuch: Roco versucht, echte Modelleisenbahn mit Gesellschaftsspiel zu verbinden.

Der Donnerstag ist gemeinhin der Tag, an dem die vorbestellten Spiele abgeholt werden. Entsprechend hektisch geht es in den Hallen zu. Wir holen für einen Kollegen “Choson” bei koreanischen Boardgame- Stand ab, eine Fortsetzung des pfiffigen Koryo mit ein paar mehr Aktionsmöglichkeiten. Beim österreichischen. Spielemuseum erhalten wir Paititi, allerdings ohne eine zuvor angekündigte Erweiterung. Schließlich besorgen wir noch das vorbestellte Office 21 bei Smiling Monster Games.

Auch Promos und Goodies sind an Tag 1 sehr begehrt. Äußerst gefragt ist der Dominion Prinz, der wie auch andere Promos zu bereits veröffentlichten Spielen bereits nach kurzer Zeit vergriffen ist. Auch die Abluxxen-Sonderkarten bei Ravensburger erhalten wir nur noch direkt aus der Hosentaschen eines Abluxxen – Erklärbären, als dieser gerade Wolfgang Kramer beim Testen des Smartplay- Spiels König Arthur (Knizia) zuschaut.

Durch die viele Rennerei haben wir noch nicht viele Spiele gesehen. damit beginnen wir nun bei Hans im Glück / Schmidt Spiele. Hans im Glücks Staufer sieht mit seinem rund angeordneten Spielplan toll aus, kommt aber vom Mechanismus her etwas abstrakt daher. Das Thema hätte etwas mehr Storytelling vertragen können. Mehr dazu weiter unten in unserem Probespielprotokoll.

Interessant finden wir das Familienspiel “Adventure Tours” bei Schmidt Spiele. Grafisch hübsch aufbereitet legen wir Personenkarten an ein Tableau an, um dann Fähigkeiten zu nutzen und in Siegpunkte umzuwandeln. Trakkx bringt uns in die Welt der Würfel. Der Versuch, 6 mal die sechs zu würfeln, würde uns die meisten Punkte bringen, ist aber leider eher unwahrscheinlich. Daher versuchen wir, durch einen Wurf mit möglichst vielen gleichen Zahlen an die Punkte zu kommen. Dabei dürfen höhere in niedrigere Zahlen umgewandelt werden. Jeder Spieler würfelt auf seinem eigenen Tableau. Wer dabei als erster drei komplette Reihen wertet, leitet das Spielende ein.

Natürlich werfen wir einen Blick auf das Magic the Gathering Brettspiel, das als Prototyp gezeigt wird und 2015 erscheinen soll. Wir sehen vier Planeswalker Miniatur-Armeen auf einem cosimähnlichen Hexameter Spielfeld. Es gibt Hindernisse wie Wald oder Felsen. Die Aktionen der Armee werden mit einem Kartendeck gesteuert, wobei jeder Spieler eine Farbe spielt. Zur Auswahl stehen. Rot, Grün, Blau und Schwarz. Weiß fehlt komplett in der Brettspielvariante.

Weiter im Rundgang, bei dem wir uns nun ein wenig von Impulsen und Intuition leiten lassen: Ein kurzer Blick in Halle vier bringt das exzellente Blocky Mountains zum Vorschein. Das Geschicklichkeitsspiel wird von Autor Gerhard Junker im Eigenverlag vertrieben und hat bisher nur eine geringe Auflage. Wir decken eine Karte auf und müssen eine Aufgabe erfüllen. Mit einer kleinen Angel müssen der Jäger und der Bär zu einem gemeinsamen Punkt gebracht werden. Klingt einfach, ist es aber nicht.

Höyuk von Mage Company ist in der Spieleschmiede geschmiedet worden und nun fertig in Essen ausgestellt. Die Grafik kommt etwas düster daher, aber Mage Company Chef Alex verspricht uns ein sauber lokalisiertes Spiel mit klaren Regeln.

Imperial Settlers kaufen wir mal auf Verdacht, da es im Vorfeld gute Kritiken erhält und möglicherweise schnell ausverkauft sein könnte, was sich später auch bestätigt.

Dragonscroll ist das diesjährige Werk von den Lamont Brothers bei Fragor Games. Die wenigen frei verfügbaren Exemplare sind schnell vergriffen, so dass wir hier in diesem Jahr leer ausgehen. Eine Vorbestellung hatten wir nicht vorgenommen.

Sehr lobens- und nachahmenswert finden wir die Initiative von “Spielen geht immer” – Betreiber Thomas Reh, der nach einer Zeit der Abwesenheit den eigenen Stand auf der Messe als einen Neuanfang für sein Spieleblog – Projekt  propagiert.  Neben einem Spieltisch für Livetests direkt von der Messe bietet er am Stand ein kleines Gewinnspiel an, bei dem einige der begehrten Messeneuheiten als Preis ausgeschrieben sind.

Tag 2 (Freitag)

Wie in den Jahren davor ist der Freitag der eher ruhigere Tag. Man kann entspannt durch die Hallen flanieren und auf Entdeckungsreise gehen. Wir entschließen uns, schon vor der offiziellen Öffnungszeit um 10h beim Heidelberger Schnäppchenshop anzustellen, um dann festzustellen, dass die Hallen schon um 9:40h geöffnet worden sind. Also doch wieder Schlange stehen und die Zeit mit twittern überbrücken.

Überhaupt präsentiert sich der Heidelberger Spieleverlag wieder mit großem Spiele Angebot aus der eigenen Redaktion und aus den angeschlossenen internationalen Verlagen. Fertig in Deutsch  ist inzwischen das lang ersehnte Firefly. Deus von Pearl Games und die Alchemisten von CGE enthalten eine APP-Anbindung, Die Schlacht der fünf Heere, ein neues Ringkrieg-Spiel im Hobbit Szenario und Mars Attacks, über das in den 90er Jahren kultige Filme gab, sind mit Miniaturen ausgestattet.

Der Heidelberger Spieleverlag ist in Halle 1 vertreten in der wir auch weitere interessante Verlage vorfinden. Bei Bezier Games sehen wir das äußerst interessante “Die Schlösser des Königs Ludwig”. Wem die Surburbia Engine gefällt, aber das Stadt-Thema zu langweilig ist, der kann es jetzt mit dem Bau von prunkvollen Sälen im selbst kreierten Schloss versuchen.

Ein vorsorglicher Kauf wegen drohender Nicht-Verfügbarkeit ist Orleans von Reiner Stockhausen, das sich schon früh in der Fairplay Topliste befindet und das schon für sich genommen richtig gut aussieht. Eher unauffällig, aber richtig nett gestaltet ist das englische “Waggle Dance” von Grublin Games, das letztes Jahr mit Cornish Smuggler seine Premiere feierte. Waggle Dance ist ein Würfelbasiertes Spiel mit Bienenstock Thema. Könnte sehr unterhaltsam sein.

Natürlich schauen wir als Tatort-Fans beim Moses Verlag vorbei. um die Tatort- Lizenzprodukte, insbesondere das neue Tatort-Quizspiel zu begutachten. Dort entdecken wir aber auch ein niedliches Kamel – Kartenspiel,  bei dem wir eine Karawane zusammenlegen müssen, indem wir immer das Kamel-Vorderteil mit dem farblich passenden Hinterteil verbinden. Dies versuchen alle Spieler gleichzeitig mittels durchsuchen mehrerer Kartenstapel.

Über einen Teil der Neuheiten bei Amigo-Spiele haben wir bereits in unserem Leipzig-Bericht geschrieben. Nichtsdestotrotz lassen wir es uns nicht nehmen, Qiub, Snake Oil, Absacker, das niedliche Hamsterbacke und The Witches genauer unter die Lupe zu nehmen.

Unsere Kaffeepause gilt dann dem Besuch der Live-Podcast-Folge der Kollegen von Bretterwisser.de. Achtung, Reklame: Wer die Sendung von Rene, Arne und Matthias nicht kennt, sollte unbedingt diesen Podcast abonnieren, denn hier erfahren die Hörer wichtige News, Trends, Infos zu aktuellen Brettspielen und allem was rundherum passiert.

Tag 3 (Samstag)

Der Samstag ist der Familientag. Entsprechend voll sind die Hallen. Die einzige Halle, die nicht ganz voll ist, ist die neu hinzugekommene Halle 4, die in einem angenehmen Rundweg erkundet werden kann. Ein kleines Kuriosum ist der Stand eines indonesischen Spieleverlages, bei dem sogar  richtig viel Trubel herrscht. Die Spiele sehen einfach aus, wir finden aber keinen freien Platz zum Testen.

Bei Pegasus Spiele sehen wir ein paar echte Highlights der Messe. Die beiden eggertspiele-Neuheiten Grog Island und Hospital Rush könnten unterschiedlicher nicht sein, was sich nicht nur auf die grafische Umsetzung bezieht. Grog Island ist eher ein flockiges würfelbasiertes Auktionsspiel, bei dem im Ruhestand befindliche Piraten mit ihrer Beute ein zweites Standbein eröffnen, indem sie ein kleines Unternehmen, beispielsweise eine Bar oder eine Holzbein Manufaktur, gründen.

In Hospital Rush erleben wir die korrupte Welt eines Krankenhauses, bei dem jeder Arzt, (wir Spieler) nur darauf aus ist, am Ende gut da zu stehen. entsprechend ist es in dem Spiel wichtig, die “Ärgerfunktionen” zu nutzen, um seine  Mitspieler mit ausreichend Intrige hintergehen zu können.

Stefan Felds Aquasphere ist beim inzwischen an Pegasus angeschlossenen Kleinverlag h@llgames erschienen und schafft es schnell in die Top Ten der Fairplayliste. In AquaSphere begeben wir uns in die Tiefe des Meeres, um in einem unterseeischen Forschungslabor als Wissenschaftler mit programmierten Bots Erfahrung zu sammeln

In “Das Vermächtnis: Stammbaum der Macht” geht es um das liebe Erbe. Das Spiel mit Familientreffen erscheint sehr interessant, da das Thema immer noch sehr unverbraucht ist. Durch geschicktes Verheiraten unserer Nachkommen versuchen wir, eine starke Familien Dynastie aufzubauen und so möglichst viel Ansehen zu erlangen.

Schließlich machen wir uns “Auf nach Indien”, das ist die deutsche Version von Sail to India, welches bereits vor einem Jahr als Geheimtipp beim japanischen Verlag Japan Brand zu sehen war. auf nach Indien ist ein Mängelspiel, bei dem unsere knappen Ressourcen (Die Schiffe) für unterschiedliche Aufgaben, Bewegung der Schiffe, Besitz von Gütern und Immobilien sowie für, Siegpunkte verwendet werden.

Den Abschluss des Tages bildet das inzwischen regelmäßig von Zuspieler Sebastian Wenzel organisierte Bloggertreffen. bei dem wir die netten Kollegen Darkpact, Hendrik Breuer, der einen tollen Spiel14-Pressespiegel veröffentlicht hat Gabriele von Spielkult, Carsten vom Ludoversum, Martin Thiele, die Spielfritte und weitere zu treffen.

Tag 4 (Sonntag)

Am Sonntag gibt es nur ein Ziel. Die meist vergünstigten Spiele zu finden, die noch verfügbar sind, denn meist sind die gefragten Titel bereits längst ausverkauft, zumindest wenn sie bei kleineren Verlagen erschienen sind.

Ein Trend der Messe: die Verbindung eines Brettspiels mit einer APP. Ravensburger geht hier am weitesten und setzt die technischen Erfahrungen aus der Tiptoi-Reihe in ein neues Format namens Smartplay um, bei dem die APP als Storyteller und Spielleiter fungiert.

App oder nicht, das ist eine laufende Diskussion, die sein Ende noch lange nicht gefunden hat. Ein Fachgespräch mit den Entwicklern der Apps “6 nimmt” und “Café international”, (beide iOS und Android) bestätigt unseren persönlichen Eindruck, dass beide Welten sich gegenseitig befruchten und dass das Thema Brettspiel-App unter den digitalen Spielen ein immer wichtigeres Spezial-Genre wird. Insbesondere im Bereich der Vermarktung sind noch viele Fragen offen und es besteht ebenso viel Raum für kreative Ideen.

Wo wir gerade bei Trends sind: Haben wir etwa einen Kamel-Trend entdeckt? In insgesamt vier Spielen finden wir Kamele vor, wenn wir das Spiel des Jahres, Camel Up dazurechnen: Gefunden haben wir sie noch in Five Tribes, Adventure Tours und dem Moses-Spiel “Ohne Haufen, dumm gelaufen”.

Beim kleinen Schweizer Verlag Helvetia Games stehen die Zeichen auf Kickstarter. Für die Fußball Adaption “Helvetia Cup” (Rezi hier) läuft eine Kampagne, in der es 6 neue fantastische Mannschaften für das Spiel zu “backen” gibt.

Überhaupt Fußball: Es gab diesmal nicht nur das obligatorische Tipp-Kick, sondern einige weitere Spiele mit Fußball-Thema zu sehen. Hatt-Trick beispielsweise, einem Fußball-Kartenspiel mit etlichen Spielvarianten. Die Spielzüge werden hier durch geschicktes Verschieben einzelner Spielerkarten durchgeführt. Etwas exotisch, aber sehr innovativ entwickelt kommt das Outdoor Fußballspiel Kicket daher.

Einen leichten Zombietrend können wir ebenfalls entdecken. Bei etlichen Verlagen sehen wir ein Spiel mit Zombie-Thema. Näher angesehen haben wir uns aber nur Pints of Blood, das bei Huch & Friends erscheint. Hier müssen wir in einem semikooperativen Spiel dafür sorgen, dass die Zombies nicht unser geliebtes Pub überfluten. Wer am Ende vor den Zombies fliehen kann, ist allerdings bis zum Schluss offen, denn es kann alle betreffen oder auch nur einen einzigen in der Runde.

Asmodee gehört ganz offensichtlich zu den Gewinnern des Jahrgangs, denn der Spieleoutput der angeschlossenen Verlage hat es wirklich in sich. Mit Black Fleet, Five Tribes ,Murano, Patchwork, Colt Express und ZhanGuo sind ganze fünf Vertriebstitel in der abschließenden  FairPlay – Liste der interessantesten 12 Spiele auf der Spiel 14 vertreten. Hinzu kommen noch höchst interessante Titel wie Abyss, Nations, das Würfelspiel und Orcs, Orcs, Orcs von Queen Games, das neuerdings seinen Vertrieb auf Asmodee umgestellt hat.

Wir beschließen den Sonntag mit Crokinole, das unlängst bei “Schlag den Raab” als Wettkampf-Spiel fungiert hat. Die Boards aus Polen, die unser Kollege Piotr an seinem Stand präsentiert, sind von allerbester Qualität und vor allem, sie sind schnell. Wir haben uns einige Exemplare in verschiedenen tollen Ausführungen wie Ebenholz, Kirschbaum oder Walnuss gesichert.

Nicht unerwähnt bleiben dürfen Huhni und Hahni, die ihren eigenen Messebericht beim Kollegen Udo Bartsch veröffentlicht haben. Wir trafen die beiden am Stand der koreanischen Brettspielverlage, wo sie ein aus unserer Sicht völlig belangloses Legespiel ausprobiert haben. Wer sie dazu gebracht hat? Wir können uns das nicht erklären 😉

Unser Probespiel – Protokoll

Neptun – Queen Games
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In Neptun übernehmen die Spieler die Rolle von Händlern in der Antike. Dabei befahren sie mit ihrem Handelsschiff die gesamte Mittelmeerregion. Dabei gilt es zum Einen mit lukrativen Aufträgen Geld in die Kassen zu spülen und zum Anderen auch die Götter mit Opfern gnädig zu stimmen. Dazu müssen zunächst Aufträge ergattert werden. Diese werden von einem Markt genommen.

Vor jeder der drei Spielrunden werden verdeckte Sets aus einer Ware einem Ort und einer Bewegungskarte gebildet. Ist man an der Reihe, kann man ein Set aufdecken und sich dann entscheiden, ob man es möchte oder ob man es lieber der Konkurrenz überlässt. Dabei gibt der Ort vor, wo die Reise hingehen soll und das Gut bestimmt, ob es eine Opfergabe oder ein Handelsgut ist.

Entscheidet man sich für ein Set, muss man es in seinem Rundenplan fest einordnen. Dazu stehen fünf Positionen zur Verfügung, welche besetzt werden können. Diese müssen in der Reihenfolge von links nach rechts abgefahren werden. Diese Schritte wiederholt man so lang, bis alle fünf Aufträge haben und die Handelsfahrt kann losgehen. Auf dem Spielplan findet man die Schiffsrouten. Diese tragen alle Zahlenwerte, die den Aufwand angeben, um dort entlang zu fahren. Dazu setzten die Spieler ihre erhaltenen Bewegungskarten ein.

Allerdings spielte der Wind in frühen Zeiten eine große Rolle und so ist er auch in Neptun sehr wichtig. Dieser gibt den Spielern einen Grundwert vor, den diese für ihre Bewegungen nutzen können (0 – 10). Eine Bewegungsrunde sieht dabei wie folgt aus: alle Spieler wählen verdeckt eine Karte. Diese werden im Anschluss aufgedeckt und zunächst der darauf abgebildete Wind addiert.

Die Summe, die auch negativ sein kann, gibt den Windeinfluss für die nächste Runde vor. Jetzt können die Spieler ihre Bewegungspunkte auf der Karte ausgeben und sich zwischen den Orten bewegen. Ist man an einem Ort angelangt, kann man seine Figur im Tempel bewegen (Opfer) oder Gold kassieren.

Reichen einmal die Bewegungspunkte nicht, kann auch jederzeit mit Gold nachgeholfen werden. Am Ende der Runde gibt es Punkte für die Positionen im Tempel und das Gold und es geht in die nächste Runde. Neptun ist einfaches Familienspiel, in das man schnell hineinfindet, das aber dennoch durch seine verschiedenen Mechanismen einige taktische Entscheidungen fordert. Für Strategen wird es allerdings schnell zu wenig Abwechslung bieten.

Five Tribes – Days of Wonder
Essen_2014_1Die besagten fünf Stämme aus dem Spiel Five Tribes entführen uns in den Orient. Hier versuchen die Spieler durch geschicktes Handeln, den Einsatz von Flaschengeistern und das geschickte Platzieren von Kamelen erfolgreich zu werden.

Bei Five Tribes liegt erst einmal eine Menge Material auf dem Tisch. Auf dem 5 x 6 Felder großen Raster tummeln sich eine Menge von Meeples in fünf Farben (drei pro Feld). Diese gilt es geschickt zu Bewegen, um ihre Sonderfähigkeit zu aktivieren.

Jede Runde startet aber erst einmal mit einer Versteigerung der Spielerreihenfolge (wie es sich für den Orient gehört). Ist man an der Reihe, darf man alle Männchen einer Tafel entfernen und muss diese nun bewegen. Dabei legt man jeweils eines der Meeples auf ein Feld, dass man beschreitet. Das letzte Feld gibt nun die Aktion des Spielers vor. Zum einen darf er die Sonderaktion des Männchens nutzen, dass er als letztes gesetzt hat. Dazu nimmt er alle Meeples von diesem Feld, welche dieselbe Farbe haben, um die Aktion zu verstärken. Dabei gibt es:

– Siegpunkte, die auch als Währung für die Versteigerung dienen,
– Karten vom Markt, die man für sammeln muss, um am Spielende Siegpunkte zu erhalten)
– Älteste, die für Mehrheiten gesammelt werden wollen,
– Gelehrte, die zum Beschwören von Flaschengeistern nötig sind und schließlich
– Assasinen, mit denen gemeuchelt werden kann.

Nach der „Meeple-Aktion“ kann der Spieler die Aktion des Feldes nutzen. Hier gibt es wieder Karten vom Markt, einen Flaschengeist (gegen die Abgabe von Gelehrten) oder die Möglichkeit Palmen und Paläste zu platzieren.  Hat man es geschafft, durch das Wegnehmen vom Zielfeld alle Figuren zu entfernen, darf man sein Kamel auf dem Feld platzieren und erhält am Spielende Siegpunkte für das Feld. Das Ganze geht so lang, bis ein Spieler alle Kamele platziert hat, oder kein Spielzug mehr möglicht ist. Dann gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

Wie man aus der Beschreibung erkennen kann, gibt es in Five Tribes viele Wege Siegpunkte zu erhalten und diese wollen auch alle genutzt werden. Der „Meeple-Mechanismus“ ist sehr spannend und überrascht immer wieder durch unerwartete Züge der Mitspieler. Allerdings neigt das Spiel zu Downtime, sofern man Spieler am Tisch hat, die erst im letzten Moment die Myriaden an Möglichkeiten im Kopf durchexerzieren. Aber das Material und die Mechanismen haben dennoch einen enormen Aufforderungscharakter und die gewohnt hohe Qualität von Days of Wonder. Wir werden garantiert noch einige Male in den Orient reisen.

Antike II – PD Verlag
Essen_2014_2Wer sich schon eine Weile in der Welt der Spiele umgeschaut hat, sollte den Klassiker Antike von Mc Gerdts kennen. In diesem Jahr wurde das Spiel in der Version Antike II noch einmal aufgelegt. Was hat sich verändert? Im Großen und Ganzen ist das Spiel das Gleiche geblieben. Es wurde nur an einigen Stellschrauben gedreht. Man widmete sich dabei vor Allem der Übersichtlichkeit und der Balance des Spieles.

So erkennt man jetzt direkt an einem Marker, wem eine Stadt gehört und was sie produziert und Spieler mit wenigen Punkten sind nun besser geschützt und nicht mehr so ein leichtes Opfer für erfahrene Spieler. Wer also schon immer einmal den Urvater der Rondellspiele testen wollte, sollte jetzt zugreifen.
7 Wonders Babel – Repos Productions
Essen_2014_3Mit 7 Wonders erschien bei Repos Productions eines der beliebtesten Kartenspiele der letzten Jahre. Jetzt soll mit Babel neuer Wind in das Spiel gebracht werden. Dabei findet der namensgebende Turm auch seinen Weg ins Spiel. Alle Spieler erhalten zu Beginn des Spieles drei Turmteile. Diese können sie gegen Abgabe einer Karte in den normalen Baurunden zum Turm hinzufügen.

Die Turmteile tragen alle Sonderregeln, welche dann für ALLE Spieler gelten. So können Handelspreise gehoben oder gesenkt werden, die Preise für spezielle Kartenarten verändert oder gar Sonderfähigkeiten komplett ausgeschaltet werden. Dabei sind immer maximal vier Regeln im Spiel. Sollen weitere Teile ins Spiel kommen, müssen bestehende Teile überbaut werden. Ein weiterer Teil der Erweiterungen sind gemeinsame Bauprojekte. Alle Spieler sollten versuchen sich daran zu beteiligen, da sonst Minuspunkte winken.

Die Erweiterung ist ganz klar etwas für erfahrene Spieler. Durch die Sonderregeln im Turm muss man extrem aufpassen was man tut und man sollte einschätzen können, was die Veränderung  für das eigene Spiel bringt. Was gut ist an der Erweiterung ist, dass sie die Interaktion zwischen allen Spielern in den Fokus stellt und dadurch kann es auch passieren, dass bestehende Strategien so nicht mehr funktionieren. Ob man die Erweiterung wirklich braucht sollte jeder selbst entscheiden. Uns hat die bereits erschienene Leaders-Erweiterung besser gefallen.

 

Die Stauffer – Hans im Glück
Essen_2014_4Was nach einem großen Strategischen Spiel mit viel Tiefgang klingt, entpuppt sich als ein gut verpacktes abstraktes Spiel. Worum geht es? Der Spielplan besteht aus sechs Teilen. In den einzelnen Spielrunden gilt es, sich geschickt in zwei Wertungsregionen zu platzieren. Dabei nutzen die Spieler ihre Bediensteten als Währung zur Bewegung und für den Preis für das Einsetzen auf den Feldern.

Was wirklich elegant gelöst ist, ist die Regelung der Zugreihenfolge. Ist ein Spieler an der Reihe, darf er sich entweder neue Figuren holen, oder diese Einsetzen. Dabei erden die Aktionssteine der Spieler auf zwei getrennte Leisten verteilt. Nach der Runde wird die Leiste für die Nachforderung vor die Einsetzleiste geschoben. So sind die Spieler, die in der aktuellen Runde später eingesetzt haben in der nächsten Runde früher an der Reihe.

So wird über einige Runden gespielt. Zum Spielende hin werden noch die drei Zielkarten interessant, die die Spieler am Spielerin bekommen haben. Diese verlangen entweder bestimmte Feld mit einem festgelegten Preis, die Mehrheit in einer Region oder die Platzierung in einem bestimmten Muster. Wer dadurch und durch die Punkte im Spiel nun die meisten Punkte hat, gewinnt das Spiel.

Alles in allem ist Die Stauffer ein Spiel mit gut ineinandergreifenden Mechanismen und macht auch Spaß, aber wir haben uns unter diesem Titel ein völlig anderes Spiel vorgestellt. Wer also abstrakte Spiele mag, kann hier ruhig einmal hineinschauen.

 

El Gaucho – Argentum Verlag
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In El Gaucho über nehmen wir die Rolle eines Rinderhirten und -händlers. Wer es schafft die besten und wertvollsten Herden zu verkaufen, gewinnt das Spiel. In einer Spielrunde werden zunächst die beiliegenden Würfel geworfen. Im Uhrzeigersinn, darf sich jeder Spieler zwei Würfel nehmen und diese Einsetzten. Dabei kann man sich auf eines der bezifferten ausliegenden Kuh Plättchen stellen (sofern man es mit den Würfelaugen bezahlen kann) oder man setzt sich auf eines der Aktionsfelder um in der nächsten Runde besser agieren zu können.

Am Ende der Runde kommen die die Kühe zu den Spielern. Diese müssen in farblich passenden Reihen gebaut werden. Dabei muss die aktuelle Zahl auch immer in die Reihe passen, da sonst die Herde verkauft werden muss. Apropos Verkaufen – was ist eine Herde wert? Eine Herde hat den Wert der höchsten Kuh multipliziert mit der Anzahl der Kühe in der Herde.

El Gaucho ist ein schönes strategisches Familienspiel, was vor allem durch sein tolles Material beschickt. Die Kühe sind einfach allerliebst, aber das Highlight ist die Kuhkoppel aus Pappe, die als Würfelfläche fungiert. Wir finden El Gaucho auf jeden Fall einen Blick wert.

 

ZhanGuo – What’s your Game
Bzhanguoei What’s your Game finden sich in den vergangenen Jahren immer wieder sehr überzeugende anspruchsvolle Strategiespiele. Dieses Jahr verschlägt es uns nach China. Dort versuchen wir durch den Bau an der Mauer, das Errichten von Palästen und die Platzierung von Senatoren unsere Machtposition zu stärken. Allerdings sollten wir dabei darauf achten, die lokale Bevölkerung nicht zur Revolte aufzustacheln.

Kern des Spieles ist der Kartenmechanismus. Wie in anderen Spielen kann ich Karten für mehrere Zwecke verwenden. In ZhanGuo kann ich die Karte in eine meiner fünf Provinzen bauen oder für die Nutzung einer der Aktionen benutzen. Der Kniff dabei ist, dass jede Karte eine Zahl trägt. Je nach Aktion kann ich durch eine höhere oder niedrigere Zahl als beim Vorgänger meine Sonderaktionen aktivieren. Diese Sonderfähigkeiten entsprechen den Karten in meinen Provinzen. 

Allerdings muss ich darauf achten, dass ich in meinen Regionen keine Revolten auslöse. Für bestimmte Aktionen (Arbeiter ausheben, Karten anbauen) erhalte ich Unruhe in einer Region. Ab einer bestimmten Summe darf ich in der entsprechenden Region auf dem Spielplan nicht mehr bauen oder ich kann meine Sonderaktionen nicht mehr nutzen.

In ZhanGuo gibt es auch wieder eine Vielzahl von Möglichkeiten Punkte zu bekommen. Diese sind jedoch zu umfangreich, um sie hier zu erläutern. Es sei nur kurz gesagt, dass sie sehr gut verzahnt sind und es scheint nach unserem Testspiel eine Vielzahl von Strategien möglich. Was aber ganz klar ist, das sich ZhanGuo ganz klar an den Vielspieler richtet. Einsteiger werden von der Menge an Möglichkeiten wohl überfordert sein. Wir waren auf jedenfalls begeistert und empfehlen jedem, der anspruchsvolle Strategiespiele mag dem Spiel im alten China einmal eine Chance zu geben.

Colt Express – Ludonaute
Essen_2014_6Das Erste was einem bei diesem Spiel ins Auge sticht ist der Zug. Dieser wird aus Pappe zusammengebaut und steht auf dem Spielplan. Die Spieler übernehmen die Rolle von Revolverhelden, die möglichst viel Geld und Diamanten rauben wollen. Dazu erhalten sie ein Tableau mit der Abbildung ihres Gangsters, einen Satz Schusskarten und einen Satz Aktionskarten. Das läuft über fünf Runden.

Jede Runde läuft ein Wenig anders ab. Im Kern funktioniert es aber immer wie folgt: Die Spieler ziehen sechst ihrer Aktionskarten. Der Reihe nach Spielen sie nun entweder offen oder verdeckt Karten aus (je nach Rundenkarte). Diese werden aber erst am Ende der Runde ausgewertet.

Die Spieler müssen also ihre Züge vorplanen, ohne die genaue Entwicklung zu kennen. Dabei ist Chaos vorprogrammiert. Bei den Karten ist alles dabei, was zu einem richtigen Zugüberfall gehört. Die Revolverhelden können durch den Zug klettern und sich Schießereien und Schlägereien liefern.

Bei Colt Express steht ganz klar der Spaß im Vordergrund. Die Züge lassen sich nur bedingt vorplanen aber genau das ist der Reiz daran. Was uns besonders gefallen hat ist natürlich der Zug. In uns stecken halt immer noch kleine Spielkinder. Wer also Lust auf eine spaßige Zugschießerei hat, sollte sich ein Ticket für den Colt Express erwerben.

Zusammenfassung
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Die Messe war für Spieler der ganzen Welt wieder einmal eines der Highlights. Das hat sich auch in unseren Spielrunden gezeigt. Wir haben selten in einer komplett deutschen Runde gespielt. Wir konnten Schweizer, Engländer, Italiener und Franzosen bei den verschiedenen Spielen kennenlernen. Dabei konnte man sehr schnell merken, dass Brettspiele auch über diverse Sprachbarrieren verbinden können.

Was noch zu erwähnen ist: Das Angebot an Speisen und Getränken fanden wir in diesem Jahr ausgezeichnet. Herauszustellen sind hier der sehr gute Asia – Imbiss in Halle 2 und die Gyrospfanne im Aussengelände zwischen Halle 2 und 3. Den besten Kaffee haben wir unter dem roten Feuerbaum in der Galeria getrunken und ein Highlight war der Softeisstand in Halle 2, der viele verschiedene Streussel-Toppings im Angebote hatte.

Wir freuen uns jetzt auf jeden Fall darauf, den aktuellen Jahrgang genauer zu testen. Wir haben zwar schon einige tolle Spiele anspielen können, aber es lauern mit Sicherheit noch einige Juwelen auf ihre Entdeckung. Es bleibt auf jeden Fall spannend!

SPIEL 2014 – Messebericht
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