Wer will nicht einmal in die Fußstapfen von Spiderman oder Batman schlüpfen, um die Welt vor der Vernichtung durch einen Schurken zu retten? Bisher war dies uns Spielern meist nur im Videospielbereich möglich. Das Erstlingswerk von Greater Than Games, „Sentinels of the Multiverse“, bietet genau das als kooperatives Kartenspiel für zwei bis fünf Spieler. Zwar sind wir nicht im Marvel- oder DC-Universum unterwegs, sondern eben im Multiverse, die Auswahl an Helden und Schurken ist aber dennoch zahlreich und gut gestaltet, so dass man sich als Comic-Fan gut aufgehoben fühlt.

Das Spielmaterial besteht aus genau 578 Karten, die in mehrere Decks unterteilt sind. Zur Auswahl stehen 10 unterschiedliche Helden, 4 Schurken und da man nicht im luftleeren Raum kämpfen möchte, auch noch 4 Schauplätze, in denen man auf seine Gegner trifft.

Die Grundmechanik des Spiels ist denkbar einfach. Zuerst ist der Schurke dran und es werden alle Start – Aktionen ausgeführt, danach wird eine Karte ausgespielt und am Ende des Zuges alle Ende – Aktionen des Schurken ausgeführt. Die Spieler sind danach an der Reihe. Der Spielablauf unterscheidet sich hier nur dadurch, dass jeder Held noch eine seiner Superkräfte ausführen und eine Karte zu seinen anfänglich drei Handkarten ziehen darf.

Anschließend wird das Deck der Schauplätze genau wie das Deck des Schurken gespielt. Das war schon der gesamte Ablauf einer Runde. Das Spiel wird durch die unterschiedlichen Karten (Soforteffekte, Dauereffekte oder Ausrüstung) und die vielen Interaktionsmöglichkeiten komplex und erfordert viel Übersicht. Es kann vorkommen, dass gleichzeitig dutzende Karten im Spiel sind, die man alle im Blick halten muss um ihre Auswirkungen zu beachten. Ziel des Spiels ist es, die Lebenspunkte des Schurken auf 0 zu bringen, bevor dieser die Lebenspunkte aller Spieler auf 0 reduziert.

Wie bei kooperativen Spielen üblich, ist auch hier jede Menge Kommunikation zwischen den Spielern notwendig. Greife ich meinen Gegner direkt an oder spiele ich erst Ausrüstung aus, die mir in späteren Zügen helfen wird? Oder sollte ich vielleicht doch meinem Mitspieler helfen, der schon stark unter Angriffen gelitten hat? Entscheidungen sollten unter den Spielern besprochen werden, letztendlich fällt sie aber jeder Spieler selbst. Jeder hat das Gefühl, etwas für den Sieg beizutragen, selbst Spieler, deren Lebenspunkte bereits auf 0 gesunken sind, können noch unterstützend eingreifen und sind so nie ganz aus dem Spielgeschehen ausgeschlossen.

Eine Partie „Sentinels of the Multiverse“ ist dabei eher eine interaktive Geschichte denn ein Spiel, in die man dank der sehr schönen Grafik versinken kann. Mal bewahrt man das Multiverse vor Baron Blade und bekämpft ihn auf einer Marsbasis, ein anderes mal prügelt man sich durch eine Jurassic-Park-ähnliche Landschaft mit beißenden Dinosauriern, ohne dabei Citizen Dawn und ihre Mitbürger aus den Augen zu verlieren. Die Spieldauer liegt dabei bei ca. 60 Minuten, erfordert aber auch die Bereitschaft, sich mit viel englischem Text und Buchhalterei der Lebenspunkte auseinanderzusetzen.

Dem Spiel merkt man aber auch noch an einigen Stellen an, dass es ein Erstlingswerk ist. Die Verpackung ist ziemlich klein und enthält keine Trennung für die Karten, so dass sich diese beim Transport selbst mischen und in Hüllen oder Druckverschlussbeuteln kaum wieder in den Karton passen. Es fehlen auch Möglichkeiten, die Lebenspunkte der Spieler und Schurken nachzuhalten, so dass man zu Papier, Würfeln, Zahlenchips, Apps oder anderen Hilfsmitteln greifen muss, um den Spielverlauf nachzuhalten.

Inhaltlich ist die Skalierung manchmal ein Problem: Je nach Spieleranzahl, Auswahl der Helden, Schurken und Schauplatz kann das Spiel zu einfach oder zu schwierig werden, was insbesondere bei Anfängern zu Frustration führen kann. Das Spiel zu viert hat sich in unseren Spielrunden als optimal herauskristallisiert und bietet ein Spielerlebnis, bei dem man selten das Gefühl hat, total überlegen oder unterfordert zu sein.

Die Aufbauzeit ist sehr gering und der Spielablauf ist flüssig und schnell, sofern man die Übersicht nicht verliert. Das Gefühl, gemeinsam den Schurken zu besiegen obwohl die Lage schon aussichtslos schien, ist einfach großartig. Das Spiel bietet einen hohen Wiederspielwert durch die unzähligen Kombinationsmöglichkeiten. Fans von Comics kommen bei den sehr gut gestalten Karten voll auf Ihre Kosten und Anhänger von kooperativen Spielen finden in dem rein kartenbasierten Spiel einen Kanditen für die eigene Sammlung, der sich stark von anderen kooperativen Spielen unterschiedet.


Erscheinungsjahr: 2011
Verlag: Greater than Games
Autor: Christopher Badell, Paul Bender, Adam Rebottaro
Gestaltung: Adam Rebottaro
Spieler: 2-4
Alter: ab 8 Jahre
Dauer: ca 60 Minuten

Sentinels of the Multiverse
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