Die Süddeutsche Spielemesse findet jedes Jahr im Rahmen des Stuttgarter Messeherbstes statt. Sie hat sehr regionalen Charakter, so dass größtenteils die Verlage aus der näheren Umgebung vor Ort sind. Dabei sind allerdings etliche namhafte Verlage wie Ravensburger, Kosmos, Huch/Hutter, Asmodee, Heidelberger, HABA und Zoch.

Brettspiele ausprobieren

Die anwesenden Verlage stellen an ihren Ständen die neuesten Spiele aus dem Portfolio vor, wo sie unter Anleitung getestet werden können. Gespielt werden kann aber auch am Gamepoint Bietigkeim, dessen Spiele-Ausleihe ehrenamtlich betrieben wird und ausreichend Platz zum Spielen bietet. In diesem Jahr liegt dieser Gamepoint zentral in der Halle. Als wir vor einiger Zeit dort waren, lag der Gamepoint noch sehr abgelegen am Rand.

Eine zweite Spielmöglichkeit bietet der Verein zur Förderung spielerischer Freizeitaktivitäten e.V aus Böblingen an. Dort tummeln sich insbesondere die Experten- Spieler und testen die neuen Spiele des Jahrgangs. An den Tischen sind beispielsweise nebeneinander die Legenden von Andor, die Zwerge und Terra Mystica zu sehen.

Das Besucherbild am Donnerstag ist stark geprägt von Schul- und Kindergartenklassen, die auf einer Ralley nach dem Motto „Spiel dich schlau!“ zum gemeinschaftlichen Spielen, aktiven Lernen und Spaß an Bewegung und Geschicklichkeit, z.B: beim Pedalo- Wettbewerb eingeladen sind. So heißt es in der offiziellen Presseerklärung:

“Die Spiele-Rallye besteht aus spannenden Spielstationen und einem abwechslungsreichen Bewegungsparcours, der sowohl Köpfchen als auch Geschicklichkeit erfordert. Unter fachkundiger Anleitung und mit pädagogisch wertvollen Spielen für jedes Alter wird das spielerische Lernen gefördert.”

Wer seinen Spielepass voll hat (3 x Spielen, 1 x Bewegung), der kann für seine Klasse ein großes Spielepaket mit vielen schönen Lern- und Strategiespielen erkämpfen bzw. seinen ganz persönlichen Gewinn abholen.

Verleihung des Deutschen Lernspielpreises.

Der Deutsche Lernspielpreis wird jährlich von der Familienzeitschrift spielen und lernen und das Nachhilfeinstitut „Studienkreis“ vergeben und fokussiert sich bei der Auswahl der Nominierten auf Spiele mit besonderem pädagogischen Charakter. In den meisten Spielen können Kinder und Erwachsene etwas immer auch etwas lernen, so dass die Eingrenzung immer auch besonders originelle Spielideen beinhaltet.

Besonders interessant ist die Vergabe eines Preises für einen eingereichten Prototypen. Klaus Kreowski, der diesjährige Gewinner, ist dabei voll des Lobes für die organisatorische Durchführung des Wettbewerbs und ermuntert andere Spieleautoren, Bewerbungen während der nächstjährigen Ausschreibung zu senden. Sein Siegertitel heißt Shakka und ist ein Schätzspiel für zwei Teams ab 12 Jahren.

Auch Inka und Markus Brandt werden mit einem weiteren Preis in der Kategorie ab 6 Jahren für Ihr bereits mit dem Deutschen Spielepreis 2011 ausgezeichnetes Monsterfalle (Kosmos) bedacht. Den Preis nimmt stellvertretend kein geringeres als  das Maskottchen Willy von Chili, ein im Spiel enthaltenes Monster, entgegen.

In der Kategorie „ab 9 Jahre“ geht der Sieg an Blockers! von Kory Heath aus dem Verlag Amigo-Spiele. Blockers war im Jahr 2011 bereits auf der Empfehlungliste zum Spiel des Jahres vertreten. Weitere Awards gehen in der Kategorie „ab 3 Jahre“ an Rally Fally von Michael Schackert (Oberschwäbische Magnetspiele / Huch) und in der Kategorie „Leserpreis“ an Paletto von Dieter Stein (Gerhards Spiel und Design).

Offenbar bin ich der einzige Anwesende mit Social-Media-Rüstzeug und so mache ich mich daran, mit meinem Twitter- Account @spieleakademie die Verleihung live zu twittern. Hier ein Auszug:

Bloggertreffen bei der SAZ

wir sind in diesem Jahr zum ersten Bloggertreffen der Messe, organisiert von Social Media Profi Jan Teofel, der neben anderen Blogs auch die Seite Brettspiel-Blog.de betreibt. eingeladen. Die Runde besteht nicht ausschließlich aus klassischen Rezensionsseiten, denn mit Mika von Wunschgeburt.de und Hubert von www.hubert-mayer.de  sind auch themenoffenere Blogs vertreten. Später kommen spontan noch weitere Blogger dazu.

Das Treffen findet am Ausstellungsstand der Spieleautorenzunft statt. SAZ- Mitglied Gerhard Junkers erläutert, dass die Ausstellung das kreative Schaffen der Mitglieder der SAZ zeigen soll. Unter dem Motto “wie entsteht ein Spiel” werden auf verschiedenen großen Tafeln Autorenportraits, Verlage und Fertigungsfirmen sowie Auszüge von Spielillustrationen gezeigt.

In der Diskussion der Blogger mit den Spiele – Autoren werden etliche relevante Punkte aufgegriffen, die durchaus beide Seiten betreffen. Das Thema Crowdfunding als Social – Media – Thema führt zur Frage, inwieweit dies zu einer von großen Verlagen unabhängig agierenden Independent -Szene, wie es sie in der Musikszene seit langem gibt, führen könnte. Im Vergleich zum Buch oder einer Musikaufnahme ist die Produktion eines Spiels sehr viel aufwendiger und teurer, so dass Crowdfunding hier für die finanzielle Absicherung einer Startproduktion sorgen kann. Diese Chance wir zunehmend sowohl von Autoren als auch von kleineren und größeren Verlagen genutzt.

In den USA ist das Prinzip der FInanzierung durch die potentielle Käuferschaft mit der Plattform Kickstarter bereits sehr erfolgreich. Aber auch in Deutschland und weiteren europäischen Ländern sind einige Crowdfunding Plattformen wie Ulele oder Startnext entstanden. Daniel Danzer berichtet von seinem Projekt namens “Steam Noir: Revolution”, das er demnächst über die erfolgreiche deutsche Plattform StartNext fördern lassen möchte. Wer die Entstehung des Spiels von Grund auf mitverfolgen möchte, kann dies bereits jetzt über Daniels Entwicklerblog http://steamnoir.com/category/kartenspiel/ tun.

Auch über die Gestaltung einer Spiele – Verpackung und die Altersangabe wird angeregt diskutiert. Wurde früher ein Spiel bildlich im Rahmen einer großen spielenden Familie beworben, sind heute die Marketing- Ansätze sehr unterschiedlich, erläutert Günter Burkhard, der bereits rund 50 Spiele in unterschiedlichen Verlagen veröffentlicht hat. Verlage und Herausgeber von Spielen versuchen, eine Zielgruppe zu definieren, denn neben der Zielgruppe “Familie” gibt es durchaus weitere Eingrenzungen , beispielsweise die Vielspieler, für die eine bestimmte Art von Spiel interessant sein kann. Dies beeinflusst gleichzeitig auch die Auflage eines Spiels und damit den Herstellerpreis, der höher ausfällt, je kleiner eine Auflage gedruckt wird.

Bei der Frage nach der Altersempfehlung für ein Spiel betont der frisch gekürte Preisträger beim Deutschen Spielepreis, Klaus Kreowski, dass die Angabe des Mindestalters oft dann wichtig ist, wenn das Spiel bestimmte logische oder mathematische Fähigkeiten erfordert, nicht ohne die Seitenbemerkung zu nennen, dass die aber manchmal selbst bei Erwachsenen wenig ausgeprägt sein können.

Interessant an der Runde mit Autoren und Bloggern ist auch das Thema “Offline-Spiele versus Online-Spiele” und die Tatsache, dass sich klassische Brett- und Kartenspiele, die zusammen am Tisch gespielt werden, auch in Zeiten der Spielekonsolen noch großer Beliebtheit erfreuen. Wir vertreten hier die Ansicht, dass  sich analoge und digitale Welten beleben und sich nicht gegenseitig ausschließen müssen. Deutlich wird dies daran, dass immer mehr Brettspiele als Computerspiel umgesetzt werden und immer mehr Computerspiele Brettspiel- Adaptionen erhalten. Jüngstes Beispiel ist der Versuch des polnischen Verlages Axel.pl, das Computerspiel – Epos „Heroes of Might and Magic“ auf den Spieltisch zu bringen.

Fazit

Insgesamt hat mir der Tag auf der süddeutschen Spielemesse gut gefallen. Wer in der Region wohnt, sollte auf jeden Fall dort vorbeischauen. Die beiden ehrenamtlichen Spieleclubs stehen für eine frühere Zeit der Spielemesse, die stärker auf Vereine und Verbände ausgelegt war und an einem anderen Ausstellungsort stattgefunden hat. Viele Stammbesucher kritisieren heute die vergleichsweise sterilere Messeatmosphäre und die höheren Parkgebühren und Eintrittspreise, ebenfalls die Tatsache, daß etliche kleinere Verlage und Händler nicht mehr vertreten sind. Das ist eigentlich schade, denn diese machen oft den individuellen Charme einer Spielemesse aus.

Süddeutsche Spielemesse – Messebericht
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