schwarzer-freitag Börsenspiele sind beinahe ein Klassikerthema unter den Brettspielen, wahrscheinlich deshalb, weil die Unberechenbarkeit der Börse mit der gleichzeitig möglichen Einflussnahme auf Besitz, Wert und Veränderung einen bestimmten Reiz ausmacht, der sich sehr gut in ein Spiel übertragen lässt.

Spielerfinder Friedemann Friese geht nun einen Schritt weiter und macht in “Schwarzer Freitag” ein bestimmtes Börsen – Ereignis, nämlich den plötzlichen und unvorhergesehenen  Kursverfall an einer Börse, zum Spielthema. Der Fokus liegt dabei tatsächlich auf dem Erreichen eines Zeitpunktes, von dem an eine Art Börsencrash initiiert wird. und bisher gut platzierte Börsenwerte sich ins Negative kehren können.

Denkt man an ein Börsenspiel und schaut dann auf das Spielmaterial von schwarzer Freitag, so ist einiges anders als erwartet. Aktienpapiere gibt es nicht, stattdessen übernehmen kleine hölzerne Aktenkoffer (mit darin enthaltenen imaginären Aktien) in verschiedenen Farben die Rolle der Handelsware. Zu Spielbeginn landen einige dieser Koffer in einem offen ausliegenden Vorrat, Markt genannt, andere wiederum fristen ihr Dasein in einem schwarzen Stoffbeutel.

Auch Startkapital erhalten die Spieler nicht, obwohl eigentlich genügend Geld in der Bank vorhanden ist. Stattdessen müssen sich die Spieler das Geld vom ersten Zug an von der Bank in Form von Staatsanleihen borgen. Dafür zahlen sie sogar in jeder Wertungsrunde Zinsen.

Die gute Nachricht: Das Geld aus den Staatsanleihen reicht aus, um die Investitionen der ersten Runden zu meistern und den Ertrag so zu optimieren, dass später die Zinsen für die Schuldscheine nicht mehr ins Gewicht fallen.

schwarzer-freitag-offen Weiterhin anders ist auch das Spielziel. Nicht, wer das meiste Geld verdient, gewinnt, sondern der Spieler mit den meisten Goldbarren. Diese kann man aber nicht direkt kaufen, sondern zunächst muss Silber erworben werden, das dann in Golfbarren getauscht wird.

Das Silber können sich die Spieler von ihrem durch Aktienhandel verdienten Vermögen erwerben. Allerdings erhöht sich bei beinahe jedem Silberkauf auch dessen Marktwert. Das Spiel endet, wenn der Marktwert eines Silberbarren bei 100 liegt. Im Gegensatz zu den Aktienwerten sinkt der Marktwert für Silber jedoch nie. Wer dann die meisten Goldbarren besitzt, ist Sieger.

Der Spielablauf klingt endlich nach einem richtigen Börsenspiel: Aktien ankaufen, verkaufen oder in Silber investieren. Oder durch Passen den Silberwert beeinflussen. Das tun die Spieler abwechselnd und investieren ihr Geld aus den Staatsanleihen und den Erträgen aus den Verkäufen in neue Koffer.

Diese erfüllen nun eine Doppelfunktion: 1. Kauft der Spieler Aktien, erhält er so viele Koffer, wie er Aktien – Anteile erwirbt und legt diese hinter seinen Sichtschirm. 2. Gleichzeitig zeigt er seine Aktivität mit einem gesonderten Koffer an, den er auf der Kaufleiste legt. Umgekehrt klappt dies beim Verkauf einer Aktie genau so gut. Der Spieler legt so viele Aktien, wie er verkauft, in den Markt und markiert seine Aktion, indem er einen Koffer von der Verkaufsleiste nimmt. Passt der Spieler oder kauft er Silber an, legt er einen Koffer auf die entsprechende Kaufleiste für Silber.

So bewegen sich jederzeit farbige Koffer auf die Kauf- oder Silberleiste und von der Verkaufsleiste in den allgemeinen Vorrat, bis es auf einer der Leisten dazu kommt, dass genau 5 Koffer auf ihr stehen. Dieses löst sofort eine Preisänderung aller Aktienwerte aus. Nun kommt wieder der schwarze Beutel ins Spiel. Aus ihm werden gemäß der aktuellen Stufe eine bestimmte Anzahl Koffer nachgezogen und mit ihnen die Preisänderung ausgewertet. Hier ist ein wenig Losglück vonnöten, um Koffer in der Farbe zu ziehen, von der man auch genügend besitzt. Denn gezogene Koffer derselben Farbe lassen den Kurswert steigen.

Alle 5 auf der Leiste stehenden Koffer wandern anschließend inklusive den bereits neben der Leiste befindlichen schwarzen Koffern in den Beutel. Mit fortgeschrittenem Spielverlauf steigt dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Preisänderung schwarze Koffer gezogen werden. Diese sorgen für die Abwärtsbewegung eines Aktienkurses, sofern die Anzahl der schwarzen Koffer größer oder gleich der Koffer einer bestimmten Farbe ist. Da jede Farbe einzeln ausgewertet wird und die schwarzen Koffer für jede Farbe zählen, kann dies den Effekt des Börsencrashs hervorrufen und sämtliche Aktien in einer Wertung abstürzen lassen.

Wohl also dem, der seine Aktien bereits rechtzeitig vor dem Crash verkauft und frühzeitig in Silber investiert hat, denn die schwarzen Koffer haben auch Einfluss auf den Silberkurs und treiben diesen inflationär in die Höhe. Der richtige Zeitpunkt zum Einstieg in Silber kommt manchmal intuitiv, manchmal drängt er sich aber auch auf.

Das Spiel bietet noch etliche weitere Details, die hier nicht weiter ausgeführt werden sollen. Stattdessen darf ein Wort zur Spielregel hier nicht unerwähnt bleiben. Die in der Erstauflage enthaltene Spielregel kann nur an einem “schwarzen Freitag” erstellt worden sein. Sie ist zwar inhaltlich nicht falsch, überfordert einen unerfahrenen und sogar manchen fortgeschrittenen Spieler deutlich. Inzwischen hat der Verlag reagiert und verspricht eine Neuauflage der Regel zum Download.

Das Spiel hat definitiv eine bessere Spielregel verdient, denn es macht richtig Spaß, hat einen hohen Wiederspielreiz und bietet die richtige Mischung aus Strategie und Unberechenbarkeit. Das Thema ist sehr gut umgesetzt und erfordert korrektes Timing. Wer aufs falsche Pferd setzt, erleidet schnell Schiffbruch, von dem er sich nur schwer erholen kann. “Schwarzer Freitag” ist definitiv eine Empfehlung und gehört zu den starken Neuerscheinungen des Jahrgangs.

Erscheinungsjahr: 2010
Autor: Friedemann Friese
Verlag: Kosmos
Spieleranzahl:    2-4
Spieldauer:   ca 60 Minuten
Altersangabe:   ab 12 Jahre

Schwarzer Freitag
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6 Kommentare zu „Schwarzer Freitag

  • 16/10/2011 um 12:36 Uhr
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    @Jens: funktionerit das wirklich? habt ihr dafür genug Geld? Man kann ja zu Anfang nur 40 Kredits nehmen……..aber gut, ich werde das beim nächsten mal gezielt ausprobieren, auf aufsteigende Aktien zu setzen. Vielleicht verkaufen wir doch ein wenig zu schnell

  • 10/10/2011 um 08:35 Uhr
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    @Andreas: die anfänglichen Kredite sind bei uns eigentlich kein Problem. Die lassen sich im richtigen Moment gut zurückzahlen. Daher spielen wir eher auf steigende Aktien, sofern das möglich ist.

  • 10/10/2011 um 01:16 Uhr
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    wie macht ihr das?
    da man zu anfang nur begrenzt subventionen nimmt ist man gezwungen die aktien relativ schnell wieder zu verkaufen um geld rein zu bekommen. und das führt zu immer mehr schwarzen koffern aus den verkaufsleisten, die dann immer wieder alle preise zerstören. und wenn man eine neue stufe erreicht kommt auch jedesmal nen schwarzer koffer dazu

  • 04/10/2011 um 11:31 Uhr
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    Mein Sohn und ich lieben inzwischen dieses Spiel. Komisch, bei uns gibt es oft bei einer Farbe den Kurs 238….soviel zum vorigen Beitrag. (Meistens hat Sohnemann diese Farbe im Pott 🙂

  • 30/07/2011 um 11:16 Uhr
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    also gibt es die regeln bereits, wenn ja wo? konnte auf der kosmos siete nichts finden

  • 30/07/2011 um 11:16 Uhr
    Permalink

    ich habe zwar alle regeln verstanden aber iinteressiere mich dennoch für die neuen regeln, da ich finde, dass die preis am ca. häflte des spiels zu stark sinken und man nie in die nähe von 238 kommt

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