Viele Jahre ist es nunmehr her, seit im Oktober 2000 das erste Carcassonne Spiel auf dem Markt erschienen ist. Ich denke man braucht nicht zu erwähnen, dass seither unzählige Erweiterungen hinzukamen und das Carcassonne-Fieber fast jeden im Lande angesteckt hat.
Umso erstaunlicher ist es, dass es nach all den Jahren seinen Reiz nicht verloren hat und mit „Carcassonne – Around the World“ einen neuen Weg geht. Der erste Titel dieser Reihe – Carcassonne Südsee – griff dabei bereits neue Elemente auf, beispielsweise das Werten der Meere oder der Fische und wurde stimmig zum Südsee-Feeling illustriert.
Mit Carcassonne-Goldrausch verschlägt es die Spieler nun in den Wilden Westen und wie es der Titel bereits erahnen lässt, in die Zeit der Goldgräber. Doch lohnt es sich, diese Reise anzutreten?
Was steckt drin
Wie bei jedem Carcassonne sind wieder unzählige Landschaftsplättchen (72 Stück), eine Wertungstafel und Spielfiguren (Cowboys) enthalten. Neu hinzugekommen sind noch 63 Schürfplättchen und je ein farbiges Holz-Zelt pro Spieler.
Spielvorbereitung
Am Grundmechanismus hat sich kaum etwas geändert. Noch immer ziehen die Spieler nacheinander ein verdecktes Landschaftsplättchen und legen es passend an die bereits liegenden Plättchen an. Je nachdem was komplettiert wurde, gibt es die entsprechenden Punkte.
Ich möchte daher auf die Unterschiede etwas genauer eingehen.
Berg
Zu den größten Neuerungen zählen eindeutig die Berge. Diese sind das Analogon zu den Städten im Originalspiel und können je nach Plättchenanzahl ziemlich groß werden. Jedes Berg-Plättchen zeigt eine bestimmte Anzahl an Gold-Nuggets. Entsprechend dieser Zahl werden ebenso viele Schürfplättchen „auf dem Berg“ gelegt. Und jetzt kommt auch das Zelt zum Einsatz.
Wie immer darf man – entsprechend der Grundregeln – einen Cowboy auf das Plättchen legen und den Berg vorerst für sich beanspruchen. Man kann jedoch auch sein Zelt in den Berg setzen und bekommt zu Beginn seines nächsten Spielzuges immer das oberste Schürfplättchen. Diese Schürfplättchen zeigen auf ihrer Rückseite 0 bis 5 Goldnuggets und zählen am Ende als Bonuspunkte.
Der Clou dabei: Jeder andere Spieler kann auch sein Zelt in diesen oder einen anderen Berg setzen, auch wenn er kein Plättchen an dem Berg angelegt hat. Wurde der Berg vervollständigt, erhält der Spieler mit der Mehrheit (Zelte zählen nicht dazu!) so viele Punkte, wie die aufgedruckten Goldnuggets der Berg-Plättchen ergeben und noch alle vorhandenen Schürfplättchen.
Eisenbahnstrecken
Aus den Wegen werden in Goldrausch Eisenbahnstrecken. Für jedes Feld bekommt man am Ende 1 Siegpunkt. Befindet sich genau eine aufgedruckte Eisenbahn darauf, verdoppeln sich die Punkte.
Städte
Variabel große Städte gibt es nun nicht mehr (dafür Berge), jedoch gibt es kleinere Wildwest-Städtchen. Stellt man einen Cowboy darauf, erhält man für jede komplettierte Eisenbahnstrecke die an die Stadt angeschlossen ist 3 Punkte.
Farmen
Aus den bekannten Weiden wurden Farmen. Hier wurde die Wertung jedoch verändert. Es zählt nicht wie vielleicht vermuten lässt jeder angrenzende Berg, sondern es gibt auf den Plättchen abgebildete Indianerdörfer und Wildpferde. Für jedes im Bereich befindliche Indianerdorf gibt es am Spielende 2 und für jede Wildpferdherde 4 Punkte.
Das Spiel endet, wenn keine Plättchen mehr nachgezogen werden können. Neben den regulären Punkten erhält jeder Spieler noch Bonuspunkte aus den Schürfplättchen.
Fazit
Carcassonne-Goldrausch sieht nicht nur wunderschön aus, es wirkt auch in meinen Augen durchdachter als der Südsee Ableger. Am Spielmaterial gibt es wie immer nichts auszusetzen. Die Holzfiguren wirken schön gestaltet und die Plättchen sind aus sehr stabiler Pappe. Nur frag ich mich, wieso es Hans im Glück einfach nicht schafft, einen kleinen Stoffbeutel für die Landschaftsplättchen beizulegen!? So schwer kann das doch nicht sein.
Was ich auch bemängeln muss ist die Tatsache, dass die Spieler bis zum Spielende unterschiedlich viele Plättchen anlegen. Je nach Spieleranzahl kommt man am Ende einmal mehr oder weniger oft dran. Dementsprechend müssten zu Beginn einige Plättchen aussortiert werden, bei 2 Spielern – 1 Plättchen, bei 3 Spielern zwei, bei 4 Spielern drei und bei 5 Spielern wiederum eins.
Die Idee mit dem Schürfplättchen finde ich super und alle Komponenten harmonieren sehr gut miteinander. Es macht Spaß, dem Mitspielern die Punkte zu stehlen und so den Ertrag seinen Berges zu mindern. Zu beachten ist aber, dass man nur durch ein Zelt, nicht jedoch durch einen eingesetzten Cowboy an diese Bonuspunkte herankommt und ein Zelt quasi unsichtbar ist. Für die Mehrheit zählen nur die Cowboys. Dafür darf man das Zelt in jeder Runde (wenn man kein Cowboy einsetzen möchte und sich kein Schürfplättchen nimmt) versetzen.
Ob gewollt oder nicht, steigt jedoch der Glücksfaktor durch diesen Mechanismus enorm an. Meist ist bis zum Spielende kaum vorhersehbar, wer letztendlich in Führung geht. Das zerstört meiner Meinung nach leider die strategische Grundintention von Carcassonne, sodass viele Spieler lieber zum klassischen Carcassonne zurückkehren. Schade!
Nicht gerade wegen diesem Glücksfaktor sehe ich in Goldrausch auch ein Spiel für Familien, denn aufgrund der einfachen Regeln und der kurzen Spieldauer wird es diesem auch gerecht. Betonen möchte ich, dass es ein eigenständiges Spiel ist, und bisherige Erweiterungen nicht kompatibel sind. Es gibt allerdings schon eine Minierweiterung „Der Sheriff“.
Carcassonne-Goldrausch ist ein schönes Familienspiel geworden, das dem Original durchaus die Stirn bieten kann. Der Strategiefaktor leidet unter dem erhöhten Glücksanteil, was einige abschrecken dürfte. ich jedoch spiele Goldrausch gerne wieder, denn es macht Spaß und ist eine hübsche Abwechslung zum Original.
Name: Carcassonne – Goldrausch
Spieler: 2-5
Alter: ab 8 Jahren
Dauer: 35 min
Autor(en): Klaus-Jürgen Wrede
Verlag: Hans im Glück
