Die Siedler von Catan haben es längst über den großen Ozean geschafft und feiern dort unter anderem Erfolge als “Settlers of America – Trails to Rails”.  Allerdings unterscheidet sich das Spielprinzip ein wenig vom klassischen Catan, denn die große Geschichte der amerikanischen Siedler hat mit dem Bau von Eisenbahnstrecken zu tun.

Im mittelalterlichen Europa gab es noch keine Eisenbahnen. Daher hat Catan – Erfinder Klaus Teuber die Umsetzung auf der Europakarte mit anderen Fortbewegungsmitteln gestaltet, nämlich mit Transportzügen, die man sich in Form von Planwagen- Kutschen vorstellen muss.

Als wir die Schachtel öffnen, freut uns zunächst ein wichtiges Detail: Alle Spielfiguren bestehen aus hochwertigem Holz. Diesmal sind aber keine Siedlungen und Städte enthalten, sondern Handelskontore, Händlerfiguren und die besagten, kutschenähnlichen Fortbewegungsmittel. Straßen gibt es in Form von Handelswegen jedoch immer noch, ebenso wie die Zahlenplättchen, die je nach Würfelergebnis einen der Rohstoffe offenbaren.

Neu ist der Rohstoff Salz, der dem Lehm gewichen ist. Da keine Häuser gebaut werden, wird Lehm nicht benötigt. Das Rohstoff- Management ist um die Ressource Gold erweitert worden, das man im Tausch 2:1 für einen beliebigen anderen Rohstoff einsetzen kann. Gold erhält ein Spieler, der in der Ertragsphase keine anderen Rohstoffe erhalten hat, sozusagen als Ausgleichszahlung. Im späteren Spielverlauf haben die Spieler durch Vermietung ihrer fertiggestellten Handelswege sogar eine weitere Einnahmequelle.

Die Siegpunkt- Anzeige ist bei Aufbruch der Händler interessant aufgebaut. Die Spieler setzen auf einer Leiste zuerst ihre Warenplättchen und darauf ihre Handelskontore. Ziel des Spiels ist es, mit den Kaufmannszügen die Warenplättchen an Kontore von Mitspielern zu liefern. Da auf den Warenplättchen aber eigene Kontore stehen, müssen diese zuerst auf dem Spielfeld verbaut werden. Der Spieler, der zuerst alle seine Warenplättchen von seiner Leiste ausliefert, gewinnt das Spiel.

Bis dahin ist aber einiges an Arbeit zu verrichten. Ein Handelsnetz quer durch Europa muss aufgebaut werden. Im ersten Schritt ist dies die Entsendung von zwei Händlern, um Handelskontore zu errichten. Diese benötigen noch keine befestigten Wege und können quer durchs Land wandern, bis sie einen geeigneten Platz für ein Handelskontor gefunden haben. Der Bau des Kontors kostet dabei keine zusätzlichen Rohstoffe, der Händler muss aber mit Proviant in Form von Korn versorgt worden sein, um sich bewegen zu können.

Im zweiten Schritt müssen die Handelswaren an fremde Kontore geliefert werden.Die Kaufmannszüge, mit denen die Handelswaren transportiert werden, können sich jedoch im Gegensatz zu den zu Fuß wandernden Händlern nur auf befestigten Handelswegen fortbewegen. Die Handelswege werden also von den Spielern gebaut, um die eigenen Kontore miteinander zu verbinden. Praktisch ist, dass ein Kaufmannszug auch über Handelswege eines Mitspielers fahren kann. Dieser verlangt dafür aber eine Nutzungsgebühr von einem Gold pro Streckenabschnitt.

Händlerfigur und Warentransporter bedingen, dass man im Vergleich zum klassischen Catan einen anderen Blick auf die Spielfläche werfen muss als bei der Suche nach freien Flächen für Siedlungen und Städte.  Der Fokus liegt hier klar auf Strecken und Verbindungen. Hinzu kommt, dass in abgelegenen Regionen des Spielplans noch keine Zahlenplättchen ausgelegt sind. Baut ein Spieler ein Handelskontor, kann er sich ein Zahlenplättchen aus dem bereitliegenden Pool nehmen und es auf ein freies Feld neben dem Kontor legen.

Die Siedler von Catan – Aufbruch der Händler ist halb Catan, halb Eisenbahnspiel. Besonders in der zweiten Hälfte zeigt das Spiel die oben beschriebenen Unterschiede zum klassischen Catan. Puristen wird das vielleicht zu viel Eisenbahnspiel sein, Entdecker aber werden neue Aspekte in der Catan Welt finden. Fans beider Welten werden hier also auf ihre Kosten kommen. Dabei muss gesagt werden, dass Aufbruch der Händler länger dauert, als das klassische Catan, besonders dann, wenn auf der großen Europakarte gespielt wird. Die Spieltiefe nimmt dabei aber eigentlich nicht dramatisch zu. In unseren Partien verfolgten die Spieler immer ihren Plan, ohne sehr stark in Konflikte mit dem Gegner zu geraten.

Nichtsdestotrotz ist Die Siedler von Catan  – Aufbruch der Händler ein schön gestaltetes, vollwertiges Catan Spiel. Der Grundmechanismus wurde beibehalten, jedoch um den Aktionsbereich “Aufbruch”, also Aussenden von Händlern und Versand von Handelswaren erweitert. Das bietet reichlich taktische Möglichkeiten, ohne das Spiel unnötig zu verkomplizieren.

Erscheinungsjahr: 2011
Verlag: Kosmos
Autor: Klaus Teuber
Gestaltung: Michael Menzel
Spieler: 3-4
Alter: ab 12 Jahre
Dauer: ca 90-120 Minuten

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