Cantaloop ist ein Spiel, welches als Ringbuch verpackt ein „Point&Click“ Adventure im Buchformat verspricht. Es möchte die alten LucasArts Adventures in eine analoge Welt bringen und mit Hilfe von typischem Brettspielmaterial das gleiche Spielerlebnis vermitteln. Wie genau das funktioniert und ob das Spielerlebnis wirklich vergleichbar ist, wird uns das Durchspielen zeigen.

Ablauf

Das Spiel besteht aus einem ca. 30cmx20cm großen Ringbuch, 60 Karten, einer Postkarte, einem Inventar mit chiffrierten Texten, sowie Rotfolie, um diese lesen zu können. Alles ist im Bucheinband sicher verstaut und wird benötigt, um dieses interaktive Storyspiel zu lösen.

Die ersten Seiten des Buches beschreiben, wie das Spiel abläuft, wie man Texte dechiffriert und wie man Gegenstände kombiniert. In den folgenden Seiten finden sich die insgesamt 20 Orte, die es zu entdecken gilt, Dialoge mit Personen, die man während des Abenteuers trifft, sowie Hilfeseiten, wenn man nicht mehr weiter kommt.

Das Spiel startet mit einer Lupe und einem Telefon. Die Lupe ist der Hauptgegenstand im Spiel, in dem wir alles untersuchen, mit Personen sprechen oder Elemente benutzen. Um Sachen zu benutzen oder zu kombinieren, hält man diese so aneinander, dass ein 4-stelliger Code sichtbar wird. Diesen Code sucht man dann im Buch oder im Inventar und dechiffriert ihn mit der Rotfolie. Dort lesen wir Texte, die die Story voran bringen, werden aufgefordert, bestimmte Karten aufzunehmen oder im Buch zu entsprechenden Seiten zu blättern, um Dialoge mit Personen zu lesen.

Das Spiel speichert den Spielzustand über eine 9×10 große Tabelle. Wann immer wir einen Ort, erreichen, Gegenstände aufnehmen, mit Personen sprechen oder bestimmte Aktionen ausführen, haken wir ein Element in dieser Tabelle ab. Dadurch ist es möglich, bei der Interaktion mit ein und demselben Objekt unterschiedliche Ergebnisse zu erreichen.

Folgendes Beispiel veranschaulicht dies: „Wir befinden uns in einem Raum mit einer Tür. Im Raum steht eine Wache, die uns argwöhnisch beäugt.“. Wenn wir jetzt versuchen, die Tür zu untersuchen, lesen wir folgendes: „Wenn A2 (eines der Felder aus der Tabelle) dann lese weiter bei X1X1“, sonst: „Während die Wache mich beobachtet, kann ich die Tür nicht untersuchen“. Ich muss also erst die Wache loswerden. Nehmen wir an, wir haben dies durch eine Aktion geschafft und konnten die Wache weglocken. Das Spiel weist uns an, darauf hin A2 abzustreichen, so dass wir beim erneuten Zugriff auf die Tür dann entsprechend bei X1X1 weiterlesen können. Dort steht dann „Wenn B3, dann lese Y3Y3“, sonst „Die Tür ist verschlossen, ich brauche wohl einen Schlüssel“.

Durch diesen Mechanismus ist es möglich, sich durch die verschiedenen Orte zu bewegen, mit Personen zu sprechen und Objekten zu interagieren und dabei unterschiedliche Ergebnisse, je nach Fortschritt des Spiels, zu erreichen.

Fazit

Cantaloop schafft es tatsächlich, das Spielgefühl eines „Point&Click“ Adventures in die analoge Welt zu transportieren. Vom Erkunden von verschiedenen Orten, Dialogen mit Personen bis hin zum wilden Kombinieren von allen Gegenständen miteinander, wenn man nicht mehr weiter weiß, ist hier alles dabei. Bis auf zwei Rätsel, die ich persönlich eher bei EXIT Spielen erwartet hätte, waren die Abläufe logisch nachvollziehbar und stimmig. Ansonsten unterstützt der gute Hilfsmechanismus, wenn man feststeckt und nicht mehr weiter kommt. Nach knapp 4,5 Stunden Spielzeit hatte ich das Abenteuer bestanden.

Während des Spielens sollte man aber genau darauf achten, die relevanten Elemente in der Tabelle auch abzuhaken. Bei einer Aktion hatte ich dies überlesen und kam dann im Spiel einfach nicht weiter, obwohl vom Zustand für mich alles korrekt erschien. Dadurch, dass ich aber ein Element nicht abgehakt hatte, kam ich mit der Hilfefunktion auch nicht weiter. Erst ein erneutes Ausführen meiner Aktionen hat meinen Fehler aufgedeckt und mir das Weiterspielen ermöglicht.

Obwohl ich beim Spielen Spaß hatte, und die Übersetzung ins analoge Medium funktioniert, bin ich mir nicht sicher, ob ich die weiteren Titel der Reihe in dieser Form spielen werde. Der Hauptgrund hierfür ist der Aufwand, den ich selbst betreiben muss, um das Spiel überhaupt spielen zu können. Der Einsatz der Rotfolie ist nur notwendig, damit ich nicht Texte und Passagen lese, auf die ich zu einem bestimmten Zeitpunkt keinen Zugriff haben sollte. Die Tabelle mit den 90 Elementen ist notwendig, damit das Spiel seinen eigenen Zustand kennt und bedingt dadurch unterschiedliche Informationen bereit stellen kann.

Diese Mechanismen tragen nicht zum Spielgeschehen bei, sind jedoch notwendig, um dieses in analoger Form zu ermöglichen. In digitaler Form werden diese Mechanismen vor mir versteckt. Es werden zu jedem Zeitpunkt nur die Informationen präsentiert, auf die ich gerade zugreifen darf. Das gleiche Spiel am PC wäre wahrscheinlich in der Hälfte der Zeit lösbar.

Cantaloop stellt ein innovatives Spielkonzept vor, welches eine gute Spielerfahrung bietet. Hätte ich jedoch die Wahl, das Spiel analog oder digital zu spielen, würde ich die digitale Variante auf jeden Fall vorziehen.


Name: Cantaloop – Einbruch in den Knast
Spieler: 1 – 4
Alter: ab 16 Jahren
Dauer: 300-720 min
Autoren: Friedemann Findeisen, Grzegorz Kobiela
Illustration: Kerstin Buzelan, Klemens Franz, Johannes Lott
Verlag: Lookout Spiele

Cantaloop – Einbruch in den Knast
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